Das Jahr 2023 war für die Fintech-Branche geprägt von Höhen und Tiefen, von Innovationen und Rückschlägen. In unserem Rückblick werfen wir einen detaillierten Blick auf verschiedene Aspekte, die das Jahr für Fintechs so einzigartig gemacht haben. Von Insolvenzen über regulatorische Herausforderungen bis hin zu technologischen Innovationen. Aber wir betrachten nicht nur die Vergangenheit, sondern wagen auch einen Ausblick auf das, was uns 2024 bringen könnte. Das Team von Payment & Banking fasst für die bedeutendsten Entwicklungen, und was sie für die Zukunft der Fintech-Branche bedeuten könnten, zusammen.

Andre M. Bajorat

Ein krasses Jahr der Wahrheit. Ich meine im letzten Rückblick habe ich davon geschrieben, dass FinTech nun erwachsen wird und die Realität härter als gedacht ist. Das Selbe kann man für 23 auch sagen und man sieht, dass hohe Bewertungen in der Anfangszeit – gerade in Hype-Phasen – durchaus eine Last sein können.

Nichts desto trotz wird klar, dass gute Unternehmen bleiben und auch weiter Geld für ihren Wachstum finden. Beispiel wie Sumup oder Scalbale als Grown-Ups, Unternehmen in der früheren Phase wie Pliant, Cashlink, Banxware oder Upvest und auch eher early stage Unternehmen wie ivy, Vickii oder nao. 

Hoffnungsvoll bin ich dabei, dass die Unternehmen die jetzt durchstarten mit einer anderen Härte ausgestattet sind und externes Funding nicht als “vorhanden” sehen, sondern früher und fokussierter ihre Business Modelle suchen und finden. 

Ein Thema was der eine oder andere nach den Mega-Krisen in 22 und Anfang 23 abgeschrieben hatte, erlebt in den letzten Wochen aus verschiedenen Gründen ein Comeback: Crypto. Auf der einen Seite entwickeln sich mehr Use-cases mit Relevanz in der realen Welt und zum anderen nähert sich die traditionelle Finanzwelt dem Thema, was nicht zuletzt an der lauten Diskussion rund um Crypto ETFs zu sehen ist.

Ein klares Learning für mich ist aber auch, dass Fintech relevante Player hat entstehen lassen, die to big to fail and hear to win/stay sind. Klarna, Plaid, Adyen, Stripe, Block, Paypal, Nubann sind Beispiele auf internationaler Ebene. Aber auch national sind Unternehmen entstanden, bei denen ich sicher bin, dass wir sie in 10 Jahren an der Börse sehen oder aber sie weiter sehr erfolgreich am Mark sind – genannt seien Raisin, Trade Republic oder Sumup.  

Klar ist, der Fintech Hype ist vorbei! Aber ist Fintech damit tot und wir sehen keine neuen Ideen mehr? Auf keinen Fall – es ist weiter Platz für neue Unternehmen in einem über Jahrzehnte mehr oder weniger ineffizient aufgebauten System – es sind nur immer weniger “Frontend”-Lösungen die sich durchsetzen, sondern Unternehmen mit tiefem Wissen und einem klaren Verständnis für das Geschäftsmodell. Damit ist Fintech wieder ein Bereich für Kenner und Könner und nicht für Goldgräber. 

Jochen Siegert

Was für ein Jahr und für ein Lamento 2023 aus dem Fintech-Ökosystem. Ja, der Kater nach einer riesigen und langen Party kann im Kopf sehr dröhnen, aber manchmal muss das schon sein. Die unendliche Party gab es noch nie und Dauer-Champagner für den x-ten Branchenaward auf Konferenzen hat noch nie wirkliches Business und Umsatz gebracht. Die Zinswende und damit verbunden die Fundingprobleme für Fintechs, zurückgehende Multiples an den Börsen für Tech-Werte führte dieses Jahr zu einer Normalisierung, die überfällig war. Endlich wieder Fokus auf nachhaltigen Profit in den Firmen.
Ja, es gab es Bank-Runs (Silicon Valley Bank, Credit Suisse), es gab viele Fintech-Pleiten und zum Teil gravierende Washouts in den Cap Tables im Jahr 2023. Das war überfällig und ist gesund. Eine fast 10-jährige Null- oder Niedrigzinsphase, die bisher einzigartig in der Wirtschaftsgeschichte war, ging hart zu ende. Damit auch die eine oder andere Übertreibung. Ich denke da z.B. an Affen, die abstruse Summen für NFTs mit Bildern von Comic-Affen zahlten.
Die multiplen Krisen und deren Auswirkungen brachten 2023 aber auch Vorteile. Aber nur für diejenigen Unternehmer, die es für sich zu nutzen wissen. Es waren z.B. Fintechs, die das Rennen um immer höhere Tagesgeldzinsen starteten und das ganz im Sinne der Endkunden. Willkommen im “old”-normal. Lasst uns jetzt bitte profitable FinTech-Modelle bauen, die unseren Markt voranbringen. Die Fundingmeldungen der letzten Wochen des Jahres zeigen doch, dass es weitergeht – aber mit mehr operativer Excellence und weniger Storytelling.

Kilian Thalhammer

Es war ein Katerjahr – oder ein Back2Normal Jahr – und wie immer schlägt es am Anfang etwas über die Strenge – “nie mehr Alkohol” – “nie mehr billiger Geld” – “nie mehr Wachstum auf Teufel komm raus” – “nie mehr Investoren”. Wie so oft, wird der Nachmittag kommen und nach zwei Aspirin und einem Espresso mit Zitrone schaut die Welt schon wieder anders aus.

Leider hat sich auch gezeigt, viele der Fintech Versprechen haben nicht zur nachhaltigen Veränderung der Branche geführt. Neobanken sind da, haben aber nicht die Banken per se verdrängt – vielleicht ist der Markt größer geworden ? – Vielleicht hat jeder nun einfach 2-3 Konten mehr ? Sie haben zu “etwas” mehr Digitalisierungsmindset geführt.

Neobroker scheinen auf einem besseren Weg zu sein und waren die Gewinner von 2023 – PFOF zum Trotz. Auch hier wird eine “Phase der Tränen” kommen, ob 2024 – we will see.

2023 war auch das Jahr der neuen Payment Initiativen – EPI/wero – der Digitale EURO – viel Bewegung. Immer gut – ich hoffe auch konsequente und v.a. unternehmerische Schritte in 2024. Execution ist Key nicht Theorie :-).

Und die Rockstars der Payment Welt (Adyen, Stripe) aber auch die “M&A Konglomerate” (Nexi, Worldline) müssen sich der Realität stellen – die Vision weicht der Realität und schwupps -60 %. Die Challenge liegt nun beim Management – Der Markt ist da – aber wer bleibt nachhaltig wichtig ? 

Auch die Crypto Welt musste ein paar schwierige Monate verdauen – FTX – Binance – wer sind die Guten ? Was heißt eigentlich “gut” ? Und die Verwahrung seiner BTC`s auf Papierzetteln kann es auch nicht sein. Digital Assets werden kommen – ohne Cowboys – mit ganz normalem Handwerk.

Es gab sicher viel Ernüchterung in 2023 – aber genau das macht mich positiv für 24 – Rainbow is coming…. und am Ende ist eine Kiste Gold.

Maik Klotz 

Es war ein indifferentes Jahr, geprägt von vielen Höhen und Tiefen. Die durchwachsene politische und wirtschaftliche Situation in Europa, geprägt durch den Krieg in der Ukraine und damit der einhergehenden Inflation, hat nicht zuletzt Fintech-Start-ups zugesetzt. Eine Auswahl: Auf das Ende im Dezember 22 von Krypto-Fintech Nuri folgte im März die Insolvenz von Teenager-Neobank Ruuky. Weiter ging es im Juni mit Female-Fintech Vitamin, gefolgt von Finanz-App Fabit, der Berliner Wealthtech-Plattform Elinvar oder Neobank Inshar. Der Hype um Fintechs war 2023 zumindest, sagen wir, geparkt. Zur generell schwierigen Situation, insbesondere was Fundings betrifft, kommt sicher dazu, dass die tradierten Unternehmen wie zB Banken inzwischen aufgeholt haben. 

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Beziehungsweise umgekehrt und es gab auch Lichtblicke. 

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