Nur wenige Wochen nach dem Start seiner Kinderdepots vermeldet Trade Republic die erste Erfolgszahl. Und selbst der Verbraucherschutz findet solche Finanzprodukte ganz gut. Einblicke in das Bullerbü der Geldanlagen.
Am Ende brauchte es keine zwei Monate, bis über 100.000 Kinderdepots bei Trade Republic eröffnet wurden. Klar, der Neobroker machte und macht ordentlich Werbung für sein neuestes Produkt. Im Sommer gibt es zum Beispiel einen Bonus von 100 Euro in Aktien für jedes eröffnete Kinderdepot. Und dennoch, das große Interesse zeigt: Trade Republic hat einen Nerv getroffen.
Altersvorsorge ist bitter nötig in einem Land, in dem immer weniger von der gesetzlichen Rente werden gut leben können. Und wer früh anfängt, etwas zurückzulegen, der profitiert umso stärker vom Zinseszinseffekt und von steigenden Aktienkursen. Warum also als Anbieter nicht schon auf die Kinder zielen?
Kinderdepots sind ein alter Hut
Die Idee hatten früher schon andere. Die ING etwa biete ihr Direkt-Depot Junior bereits seit 15 Jahren an, so ein Sprecher zu Payment & Banking. Wie viele bisher abgeschlossen wurden, möchte die Direktbank nicht mitteilen. Bei Comdirect gibt es das Junior Depot sogar schon seit Ende 2001. Eine genaue Zahl will man ebenfalls nicht nennen, dafür aber so viel: Die Anzahl der Depots habe sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdreifacht. Noch einmal früher hatten sie die Idee bei der BNP Paribas beziehungsweise bei der Consorsbank. Ein Depot für Minderjährige gibt es dort schon seit 1998. Wie viele Kinderdepots seitdem eröffnet wurden, lässt sich laut einem Sprecher nicht ermitteln. Die aktuelle Zahl gibt die Bank nicht heraus. Nur so viel: Insgesamt gebe es bei der BNP Paribas aber 1,75 Millionen Depots und von ihnen wiederum entfalle „eine kleine sechsstellige Zahl“ auf minderjährige Kund:innen.
Für Trade Republic scheint die Produkterweiterung also ein recht sicherer Schritt. „Wir sind stolz darauf, dass viele unserer Kunden dieses Problem bereits erkannt und so schnell gehandelt haben“, sagt Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic, im Hinblick auf das „unsichere Rentensystem“. Zudem kann der Neobroker so schon früh neue Kund:innen gewinnen. Denn warum sollte ein:e 18-Jährige:r direkt ihr Depot auflösen? Klüger wäre es ja, das Geld weiter brav anzulegen und Kund:in beim Broker zu bleiben.
Verbraucherschutz hat wenig auszusetzen
Auch Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen erteilt den Produkt seinen Segen. „Selbstverständlich ist es erstmal gut, für Kinder zu sparen, wenn man sich das leisten kann“, sagt er. „Wir als Verbraucherzentrale NRW raten dazu, auch über passende Wertpapiere wie ETFs nachzudenken. Gerade bei langen Laufzeiten bringt die Alternative Banksparplan kaum Rendite.“
Wichtig ist laut dem Verbraucherschützer aber, dass die Anbieter ihren Kund:innen ermöglichen, das Depot direkt auf den Namen des Kindes laufen zu lassen. Denn falls das nicht passiere, hätten Eltern oder Großeltern die Wertpapiere nur gedanklich dem Nachwuchs zugeordnet, rechtlich gehöre es ihnen. „So können Situationen entstehen, wo das Kind zum 18. Geburtstag nichts erhält.“ Dies sei beispielsweise der Fall, wenn die Eltern eine Privatinsolvenz anmelden müssen und Ansprüche der Gläubiger:innen befriedigt werden müssen. „Oder falls bei den Großeltern ein Pflegefall eintritt und das Vermögen im Depot für die Pflege eingesetzt werden muss“, erläutert er. Bei Trade Republic ist es möglich, das Depot im Namen des Kindes zu führen. Bei BNP Paribas auch, ebenso bei Comdirect und der ING Diba.
Kritisch sieht man beim Verbraucherschutz indes andere Anlageprodukte wie Gold oder Kryptowährungen für Kinder. Denn bei ihnen erhalte man in der Regel „weder Zinsen noch Dividenden, sondern setzt rein auf Kursgewinne und gegebenenfalls Währungsgewinne – so wird zum Beispiel Gold in US-Dollar gehandelt“, so Scherfling. Und bei Kryptowährungen wie Bitcoin sei man ohnehin nicht mehr „im Bereich der strategischen Geldanlage, sondern der Spekulation“. Die Krypto-Euphorie sollte also lieber nicht dazu führen, dass Kinderdepots bald voll solcher Titel sind. Sonst könnte es schnell wieder vorbei sein mit der Harmonie zwischen Verbraucherschutz und Anbietern in Sachen Kinderdepots.






