Eine Umfrage unter Kollegen zum Thema Developer Konferenz WWDC, F1-8, Build, Google I/O – Begriffe die vor gar nicht langer Zeit nur Begriffe für Nerds und Insider waren! Nun aber, kennt eine breitere Masse diese Abkürzungen, da über diese Developer-Events der großen Software-Plattformen der Welt, auch die breite Öffentlichkeit spricht und zudem umfangreich in den “Massenmedien” berichtet wird. Mit dabei: Arnulf Keese, Miriam Wohlfarth, Jan Sessenhausen, Daniel Goldschneider, Joachim Penk
Wann kommt die erste Developer Konferenz einer Bank?
Credit: Expect Best
“Software und nun Mobile is eating the world” – ist noch immer der Grundgedanke den man hier wohl im Kopf haben muss. Unser Leben ist mehr und mehr Software und die globalen Plattformen wie Apple, Facebook oder Google sind elementarer Bestandteil dieses Lebensalltags. Wenn also Software die Welt beherrscht, dann ist das Buhlen um die besten Köpfe, also Developer, der logische Schritt. Genau das passiert auf beeindruckende Weise auf Events wie der WWDC, F8, Build, Google I/O oder auch der TrailheadX. Auf sehr anschauliche Art hat dieses Buhlen um Köpfe und Know-How vor ein paar Jahren bereits der damalige Microsoft CEO Steve Balmer klar gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=Vhh_GeBPOhs (Developer, Developer, Developer…)

Was hat das nun mit Banken zu tun?

Aus einer historischen Sicht nichts. Aber da Banken sich vermehrt ein neues Selbstbild geben, was mehr und mehr an die großen Softwareunternehmen erinnert oder erinnern soll, wird das Terrain auf dem sie sich bewegen müssen, ein Anderes. Es wird auch darum gehen die Bank “Developer-Friendly” und “offen” zu gestalten, um das Spiel der Plattformen annehmen zu können und außerdem darum, die besten Entwickler und Teams von sich zu überzeugen.

Ein paar Aussagen von Banken dazu:

„BBVA will be a software company in the future,” Francisco González, BBVA “Wir entwickeln uns zu einem digitalen Technologieunternehmen” Commerzbank

Also liebe Expertenrunde – was meint Ihr? Haben Banken überhaupt eine Chance in diesem Wettbewerb und sehen wir bald auf Spiegel online den Livestream zur ersten Dev-Con der Volksbanken?
Credit: Frantichek
KILIAN: Als rationaler Mensch fehlt mir da irgendwie die Vorstellungskraft oder Fantasie, wie es gelingen soll die Lücke, die es im Moment noch zwischen der Bankenwelt und der Tech Welt gibt zu schließen. Vor allem wenn wir von richtigen und echten “Dev Con’s” sprechen und keinem Hackathon (plus ein paar Keynotes) mit reinem Marketing Hintergrund. Es wird nur funktionieren, wenn man eine Dev/Tech Strategie hat (und wenn man in der Lage ist diese auch in die Zielgruppe zu transportieren und damit entsprechende Glaubwürdigkeit zu erreichen) und diese baut man nicht über Nacht auf, sondern muss Sie sich mühsam erarbeiten. Aktuell käme es eher befremdlich herüber, wenn eine Großbank zur Dev Con “lädt”. Der Treiber kann aus anderen Ecken kommen. Auf der einen Seite von den innovativeren Bankendienstleistern (ggf. inkl. Outsourcer), aber auch aus der Crypto/Blockchain Ecke. Wobei ich eher glaube, dass “Banking” als Thema Einzug auf bestehenden Events halten wird, als umgekehrt. Auch wenn ich den Plattformen (“GAFA”) nicht alles zutraue, haben Sie hier doch eine Glaubwürdigkeit, die schwer zu kopieren ist. JOCHEN: Was ist der Unterschied zwischen Banken und Unternehmen mit großen Entwicklerkonferenzen wie Apple, Facebook, Google Microsoft und PayPal speziell im Finanzdientsleistungsbereich? Die gerade genannten Unternehmen leben aktive und offene APIs seit Jahrzehnten und wissen um die Wichtigkeit von Entwicklerbeziehungen für die eigene Weiterentwicklung. Banken waren bislang das genaue Gegenteil davon. Primär abgeschlossene Systeme, starke Präferenz auf Eigenentwicklung und keinerlei Verständnis für Offenheit und die Rolle einer externen Entwicklercommunity. Ich belegte dies hier im Blog schon mit den abwertenden öffentlichen Aussagen einer Führungskraft einer der größten deutschen Banken: http://paymentandbanking.com/diese-it-typen-oder-das-eigentliche-digitalisierungs-problem-der-banken/ Haben Banken das Verständnis, den Marktblick und die Skills? Ja natürlich- behaupten Vertreter der Banken. Die Realität ist leider eine andere. Man schaue auf die Developer-Plattformen der (bankgetriebenen) Kartenorganisationen vs. PayPal und man schaue sich die anderen Vorzeige-Digitalisierungsprojekte der deutschen Kreditwirtschaft an. Da werden Markttrends grundsätzlich Jahre zu spät erkannt und dann leider auch noch in mittelmäßigen Produkten umgesetzt, die nicht mal auf Augenhöhe mit den Digital-Vorbildern sind. Sie waren “stets bemüht” könnte man vermutlich konstatieren. Können die Banken es schaffen? Ja natürlich! Wenn sie auch wirklich wollen, den Anspruch, das Mindset und vor allem die Menschen intern haben die über entsprechendes Backing und dauerhaftes Budget verfügen. Bis dahin werden wir keine Developer-Konferenz einer Bank sehen, die inhaltlich und beim Anspruch mit den Konferenzen von PayPal, Apple, Google, Facebook auf Augenhöhe ist.
Wann kommt die erste Developer Konferenz einer Bank?
Quelle: startupstockphotos.com
MAIK: Es gibt immer eine Chance. Für mich stellt sich die Frage, wie ernsthaft die Banken das Thema tatsächlich treiben. Anders gesagt: So wenig wie eine Schwalbe einen Sommer macht, so wenig ist ein Bankathon vergleichbar mit einer Konferenz wie z.B. WWDC, F8 und Co. Ich sehe vor allem die Herausforderung sich so zu öffnen, das es für Developer tatsächlich interessant ist an einer solchen Konferenz teilzunehmen. Das liegt zum Einen am Image, zum Anderen daran wie sehr Developer hofiert werden. Denn Developer sind keine Nerds, die mit Hornbrillen in dunklen Kellern sitzen, sondern wissen zum Teil sehr genau wie der Markt funktioniert und haben klare Vorstellungen. MIRIAM: Eine richtig gute Developerkonferenz steht für Community, Trends und Weiterentwicklung. Sie bietet inspirierende Vorträge, Top-Speaker und fördert den Austausch zwischen den Teilnehmern. Solche Konferenzen sind der perfekte Ort um Innovation zu treiben und Talente zu rekrutieren. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum die großen Vorbild-Technologieunternehmen wie Apple und Google solche Veranstaltungen organisieren. Die Besucher sehen sich als Teil einer extrem erfolgreichen Tech-Community und sind gerne bereit, ihre Skills auch mit anderen zu teilen. Top-Entwickler suchen ihresgleichen und werden nicht durch Geld, sondern durch spannende Aufgaben und Themen motiviert. Wenn nun eine Bank, die nicht gerade bekannt dafür ist, eine Tech-DNA zu besitzen, eine solche Konferenz ins Leben ruft, glaube ich nicht an den Erfolg. Geld alleine reicht hier nicht. Die Bank muss eine Anziehungskraft für Developer besitzen. Nur dann entsteht eine Community mit den entsprechenden Talenten. Diese Ausstrahlung sehe ich bei den Banken nicht. ARNULF: Ich bin mir sehr sicher, dass es Developer Konferenzen zu Banking geben wird, und ziemlich sicher dass diese nicht von Banken ausgerichtet werden. Warum? Banken, wie wir sie heute kennen, sind ihrem kulturellen und gesellschaftlichen Selbstverständnis Finanzdienstleister – und damit weder Kreative, Erfinder oder Problemlöser. Sie leisten Dienst am Geld des Kunden und haben vor allem ökonomische Parameter im Blick. Nichtsdestoweniger erfüllen sie eine wichtige Rolle – aber das tun Strom, Telefon- und Gasanbieter auch, ohne ihren Markt selber zu machen. Die Googles, Apples und Facebooks mit ihren Ökosystemen und damit verbundenen Developer-Netzwerken haben sich in wenigen Jahren an die Spitze ihrer Wertschöpfungsketten gesetzt und diese erweitert, weil sie konsequent Probleme des Kunden erkennen und lösen und so neue Bedürfnisse erzeugen und befriedigen. Jeder, auch Banken, könnten damit ihre Relevanz steigern und sich ins Zentrum der Marktentwicklung spielen. Wer aber nur zuschaut, bleibt außen vor.
Wann kommt die erste Developer Konferenz einer Bank?
Quelle: startupstockphotos.com
JAN: Dafür müssten Banken zunächst ihre Rolle komplett überdenken, sich wirklich als Plattform für Dritte positionieren und auch heute exklusive Zugriffe z.B. auf Kunden oder Daten teilen. Die Veranstaltungen der großen Technologiekonzerne haben (ausserhalb der Keynotes mit Produktvorstellungen für die Presse) das Ziel, die Community der Entwickler, die auf Basis der Technologien eigene Produkte und Geschäftsmodelle aufbauen, zu informieren und zu binden. Eine solche Zusammenarbeit sehe ich heute im Bankenumfeld nicht, daher machen solche Veranstaltungen (noch) wenig Sinn. Auch reicht dann nicht eine einjährige Veranstaltung, ich muss diese Communities ganzjährig (und sehr mühsam) aufbauen und pflegen. Nur dann sind Dritte bereit, ihr eigenes Handeln (und ihren wirtschaftlichen Erfolg) auf der Technologie und dem Kundenzugang einer Bank aufzubauen. DANIEL GOLDSCHNEIDER, CEO Yes: Developer wollen Reichweite und keine Insellösungen. Extrem innovative Banken können vielleicht selber zu neutralen XS2A Plattformen werden, wahrscheinlicher ist Erfolg, wenn man gemeinsame Schnittstellen anbietet, die die Wertschöpfungskette für Dritte verkürzt. ANDRÉ: Ich glaube niemals. Eine Bank ist keine Software, sondern Banking ist es. Und Banking wiederum ist mehr und mehr Teil von anderen Produkten und größeren Prozessen. Daher wird Banking Teil von vielen DEV-Conferencen, aber wohl keine Bank zum alleinigen Ausrichter einer solchen. JOACHIM PENK, CTO figo.io: Gute Entwickler lieben es, Themen komplett neu (oder quer) zu denken, neue Technologien auszuprobieren, keinen Beschränkungen zu unterliegen sowie stetig den Status Quo zu hinterfragen. Alles Themen, die ich nicht im etablierten Bankenumfeld sehe. Daher werden WWDC, F8, Google I/O und co weiterhin in ihrer eigenen Liga bleiben. Es müssten sich zu viele Themen in der klassischen Bankenwelt ändern, um hier mithalten zu können.

1 Kommentar

[…] haben uns diese Woche auf dem Blog intensiv mit dem Thema Innovation auseinandergesetzt. Was braucht es um innovativ zu sein, wohin geht die Reise der Zukunft im […]

22. Juni 2017
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