Vor einem Vierteljahrhundert ging eBay an den Start. Als E-Commerce-Pionier revolutionierte der US-amerikanische Konzern den Handel im Internet und entwickelte sich in den 00er-Jahren zu einer der wertvollsten, führenden Onlinehandels-Firmen. Die Börse reagierte euphorisch, die Gewinne stiegen, der Boom hielt lange an. 2020 sieht die Situation für eBay gänzlich anders aus. Hinter Web-Giganten wie Amazon und Alibaba hingt eBay längst hinterher und fährt weiter radikal den Verschlankungs-Kurs. Zum Jubiläum blicken zurück auf die bewegte, turbulente Geschichte von eBay.

eBay – das ist die einstige reine Internet-Auktionsfirma, die den Handel im Web in den späten 90er- und frühen 00er-Jahre wie kein anderes Unternehmen prägte. Ein Konzern, der bereits um die Jahrtausendwende, nur fünf Jahre nach der Gründung, Umsätze in Milliardenhöhe einfuhr. Mit der Etablierung der Sofort-Kauf-Option (etwa ab 2011 für Handys und Elektrogeräte) entwickelte sich eBay dann immer mehr zur klassischen E-Commerce Verkaufs-plattform. Doch im Laufe der Jahre erwuchs eine immer stärkere, innovative digitale (Marktplatz-) Konkurrenz – und allmählich begann der funkelnde eBay-Stern am E-Commerce-Himmel zu sinken.

Heute gestaltet sich die Situation für das Auktionshaus anders. Selbst wenn eBay aufgrund der durch die Corona-Pandemie bedingten Zunahme der Online-Käufe finanziell besser aufgestellt ist als zuletzt (im Juni gelang ein Umsatzzuwachs von knapp 20 Prozent und die Einnahmen stiegen mehr um 85 Prozent im Vergleich zu 2019): Zum 25. Geburtstag ist die Stimmung bei Investoren und Analysten nicht gerade rosig.

Vom Internet-Giganten zum Außenseiter: 25 Jahre eBay

E-Commerce: Brutaler Wettbewerb

Schließlich sieht sich eBay schon seit Jahren einem brutalen Wettbewerb im Online-Handelsgeschäft sowie weltweiten E-Commerce ausgesetzt. Tech-Giganten wie Amazon oder Alibaba haben eBay längst hinter sich gelassen. Zum Vergleich die Zahlen aus 2018:

  • Der Gewinn von Amazon lag 2018 bei 11,2 Milliarden Dollar
  • Der Bilanzgewinn von Alibaba lag im selben Jahr bei über 10 Milliarden Dollar
  • Im Vergleich dazu ist eBay weit abgeschlagen: Der weltweite Gewinn des im kalifornischen San José beheimateten Konzerns: 2,5 Milliarden Dollar

Und auch die Marktkapitalisierung spricht eine deutliche Sprache. Der sich auf knapp 40 Milliarden Dollar belaufende eBay-Börsenwert mutet im Vergleich zu Amazon mit 1,6 Billionen geradezu mickrig an. 2015 besaß eBay noch einen Börsenwert von 73 Milliarden Dollar.

25 Jahre eBay: Ereignisreiche Firmengeschichte

eBay kann auf eine bewegte, ereignisreiche 25 Jahre mit Erfolgen, Skandalen, fragwürdigen Entscheidungen und nicht zuletzt den unzähligen skurrilen, kuriosen Auktionen zurückblicken, von denen einige ein fester Bestandteil der Internet-Geschichte sind: von der betriebsbereiten Tankstelle in bester Düsseldorfer Innenstadtlage, einem halbierten Opel Corsa, dem teuersten Golf der Geschichte (Papst-Golf), einem kompletten US-amerikanischem Dorf (inkl. seiner Bewohner) bis hin zur genervten Ehefrau, die ihren Mann zum Verkauf anbot.

Wir nutzen das Jubiläum, um zurückzublicken und die wichtigsten Etappen der Firmengeschichte zusammenzufassen.

  • September 1995: Die Geschichte von eBay beginnt mit einem defekten Laserpointer – der erste Artikel, der auf der Seite AuctionWeb, dem eBay-Vorläufer, zur Auktion freigegeben wird. Eingestellt hat ihn Pierre Omidyar (damals 28), französisch-US-amerikanischer Unternehmer und Gründer von AuctionWeb/ebay. Sein heutiges Vermögen beläuft sich auf rund 18 Milliarden US-Dollar
Vom Internet-Giganten zum Außenseiter: 25 Jahre eBay
  • 1998: Ein prägendes Jahr in der Unternehmensgeschichte. eBay geht an die Börse, genau drei Jahre nach der Gründung. Der Ausgabepreis liegt bei 18 Dollar, am Ende des ersten Tags schießt die Aktie auf fast 50 Dollar. Omidyar, der nun im Besitz eines weltbekannten, börsennotierten Unternehmens ist, wird innerhalb kürzester Zeit Milliardär. eBay hat plötzlich einen Firmenwert von fast 1,9 Milliarden Dollar

1999 bis 2010: Wachstum und Expansion

  • Ab 1999: eBay expandiert, eröffnet immer mehr Niederlassungen in anderen Staaten und geht es auf große Einkaufstour: Zunächst erwirbt Omidyar das deutsche Web-Auktionshaus alando (eine exakte Nachbildung, oder besser gesagt: Kopie von eBay) der Gebrüder Samwer für über 40 Millionen US-Dollar. 2002 verleibt sich eBay das in Südkorea ansässige Auktionshaus Auction ein, im Jahr darauf folgen der Bezahldienst PayPal und die chinesische Internet-Auktionsplattform Eachnet für 180 Millionen Dollar
  • 2001: Eine afrikanische Charterfirma kauft auf eBay einen Gulfstream-Düsenjet für 4.9 Millionen Dollar. Bis dahin der kostspieligste Kauf, der über die Auktionsplattform abgewickelt wurde
  • 2003: Eröffnung des neuen europäischen Hauptstandortes im schweizerischen Bern. Im selben Jahr vermeldet eBay, dass die Zahl der registrierten/aktiven Mitglieder bei mittlerweile 85 Millionen liegt (1999 waren es „erst“ 10 Millionen Nutzer). Zu Beginn/Mitte der 00er-Jahre, vor allem in den Jahren 2002 bis 2005, ist eBay zudem die in Deutschland reichweitenstärkste Website – mit regelmäßig fast 17 Millionen Besuchern.
  • 2006: Für 168 Millionen Dollar wechselt eine luxuriöse Edel-Motoryacht den Besitzer. Es ist der bis heute teuerste jemals bei eBay verkaufte Artikel. Käufer ist der russische Milliardär Roman Abramowitsch
Neues Erscheinungsbild
  • Herbst 2012: eBay putzt sich optisch heraus und präsentiert neben einem überarbeiteten und in der Schriftart Univers Extedended gestalteten Logo (das seit 1999 unverändert blieb) einen visuell generalüberholten, modernen Webauftritt
2012: eBay zeigt sich visuell herausgeputzt
(Quelle: http://pc-pedia.de/2012/09/ebay-nach-17-jahren-ein-neues-logo/)

Im Zuge des „Relaunches“ kommt wenig später noch ein neues, für die Kundenbindung wichtiges Feature auf der Website hinzu:  ebay.de enthält fortan feeds, mit denen man als Kunde/Käufer Händlern, Herstellern und Produktkategorien folgen kann. User erhalten so erstmals vollautomatisiert immer die aktuellsten, passendsten Angebote

Paypal, Amazon, Konkurrenzdruck: Allmählicher Niedergang
  • 2014: eBay gibt die Trennung von seinem lukrativen „Zahlungsmittel“ Paypal (der Bezahldienst machte zuletzt fast die Hälfte des eBay-Geschäfts aus) bekannt, die Abspaltung erfolgt im Sommer des darauffolgenden Jahres. Dennoch arbeiten die beiden, nun unabhängigen und getrennt agierenden Firmen weiterhin zusammen. Zunächst.
  • Seit den späten 00er-Jahren erwächst zudem kontinuierlich und unaufhaltsam vor allem EINE E-Commerce-Konkurrenz, die eBay hinsichtlich Wachstum und Umsatz den Rang abläuft: Amazon.
  • 2013 und 2014 kann Amazon Umsatzzuwächse von teils deutlich über 20 Prozent verzeichnen, eBay hingegen nur 14 bis 12 Prozent. 2015 erfolgt der größte Gewinnrückgang in der Firmengeschichte. Verglichen mit dem Vorjahr sinkt der Überschuss im vierten Quartal 2015 um mehr als die Hälfte auf 477 Millionen Dollar.

„Verglichen mit dem Vorjahr sinkt der Überschuss im vierten Quartal 2015 um mehr als die Hälfte auf 477 Millionen Dollar.“

  • 2018: die Online-Handelsplattform erklärt, dass die Zusammenarbeit mit Paypal weiter eingeschränkt und zurückgefahren wird und gibt gleichzeitig seinen künftigen Haupt-Zahlungsdienstleister bekannt: die niederländische Payment-Plattform Adyen. Nach 15 Jahren das Ende der höchst erfolgreichen, gewinnbringenden eBay-Paypal-Kooperation

2020 spielt eBay längst nicht mehr in der obersten Liga der großen, allmächtigen Tech-Konzerne. Im Gegenteil: Der Konzern fährt weiter den Sparkurs, trennt sich von Sparten und verschlankt sich radikal. Vor wenigen Monaten verkaufte eBay sein Anzeigengeschäft (bestehend aus eBay Kleinanzeigen & mobile.de) für 9,2 Milliarden Dollar an den norwegischen Online-Marktplatzbetreiber Adevinta.

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