“Wenn wir die Rahmenbedingungen für Deutschland als Finanzstandort schaffen wollen, müssen wir unsere Kräfte bündeln. Veranstaltungen wie die Transactions sind perfekt geeignet, um die Branche zu vernetzen und Öffentlichkeit sowie Bewusstsein zu schaffen.” Christian Lindner (MdB Bundesminister der Finanzen)

Eröffnet wurde die Transactions von niemand Geringerem als Christian Lindner (Bundesminister der Finanzen), der ein digitales Grußwort sandte: “Wir benötigen eine Finanzwirtschaft, die berät und neue Chancen ergreift und Innovationen erkennt!“ Aber auch die Außenpolitik sei wichtig, sie nehme ebenfalls Einfluss. “Wir sollten Wachstum nicht nur finanzieren, sondern dafür sorgen, dass Deutschland selbst Finanzstandort ist und bleibt.”

Transactions 2022 #trx22 https://www.transactions.io Foto: Julian Schulz

Dafür gibt es viele konkrete Maßnahmen, aber vieles muss noch viel schneller geschehen. “Für Europa brauchen wir einen einheitlichen Rahmen für Finanzgeschäfte. Wenn wir die Rahmenbedingungen für Deutschland als Finanzstandort schaffen wollen, müssen wir unsere Kräfte bündeln. Veranstaltungen wie die TRX sind perfekt geeignet, um die Branche zu vernetzen und Öffentlichkeit sowie Bewusstsein zu schaffen.”  

Verbinden auf der TRX

Was für ein Grußwort! Danach übernahmen Nicole Nitsche und Maik Klotz die Bühne und begrüßten die zahlreichen Teilnehmenden, die nicht nur zum Zuhören da waren, sondern auch zum Vernetzen – und für das freundschaftliche Miteinander der Branche. “Das verbindende Element der Veranstaltung liegt im Namen, die Transaktion”, so Nitsche. Aber natürlich denkt man dabei auch ans Geldausgeben, das momentan schwerer fällt denn je. Geht die warme Dusche am Morgen noch, oder muss man doch auch hier das Geld sparen? Nicht gespart wurde zumindest bei der TRX an neuen Ideen und guten Diskussionen.

Aller guten Dinge sind Payment und Banking

Aller guten Dinge sind drei – vor allem bei Payment und Banking. Im großen Gesamtpaket der “Three Days of Fintech“ gab es erst die große Abendgala zum “Fintech des Jahres”, dann am nächsten Tag die Transactions 2022 und zum Abschluss die CryptX. Die “Transactions” stehen hier nicht nur als Überthema für die ganze Finanzbranche inklusive Payment, Banking und Co., sondern auch für eines der Hauptziele der Transactions: das Vernetzen miteinander. Darum gab es viel Raum auf dem Event für den Austausch und die Netzwerke, mit schönen Lounges und Plätzen für tiefergehende Gespräche. Die Halle Fredenhagen, der alte Industriebau in Offenbach am Main, bot auch viel Platz dafür – und war schon 2019, bei der ersten TRX, der Ort dafür – und damals war Corona noch nur ein Bier…

Weihnachten in Fredenhagen

Viel ist passiert, darum ist der Austausch miteinander umso wichtiger. Und den konnte man dieses Jahr sogar draußen machen, auf dem wunderbaren kleinen Weihnachtsmarkt, den Payment und Banking für alle aufgebaut hatte. Dort gab es Glühwein, Bratäpfel, Feuerstellen und alles, was Weihnachtsmärkte so ausmacht – ein bisschen Weihnachtsstimmung tut bei all den Krisen ja auch mal gut!

“Live Podcast” Feel the News: Bad Banks – Das deutsche Verhältnis zur Bankenwelt und was man daraus für die Zukunft lernen kann?

“Auf Netflix gibt es mehr sympathische Serienmörder als Banker – und das sind am Ende Erzählungen, die in den Köpfen der Menschen bleiben.” Sascha Lobo

Einen Podcast zum Hören können alle – einen zum Hören, Sehen, Mitfühlen und Mitdenken können nur Jule und Sascha Lobo auf der TRX 22. Ihr Podcast, den sie live auf der Bühne der TRX 22 aufgezeichnet haben, beschäftigte sich dieses Mal mit der deutschen Bankenwelt und wie es uns allen damit geht. Denn bei ihrem Podcast, der jeden Donnerstag rauskommt, geht es nicht alleine um die Fakten, die jeder kennt.

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Vielmehr sind die Lobos daran interessiert, wie die Gefühlslage der Menschen zu bestimmten Fakten, Nachrichten und Themen aussieht: “Gerade durch die sozialen Netzwerke geht es um Gefühle und Wahrnehmung. Wir wollen darüber sprechen, was das, was da draußen passiert, mit uns macht.”

Lieber Serienmörder als Banker?

Serien, Filme und Co. sind mehr als nur Geschichten, sie schildern auch, was wir in bestimmten Branchen und Berufen sehen. Nach “Grey’s Anatomy” ist jeder beeindruckt von Ärzten, nach der Serie “Bad Banks” will aber sicher niemand Banker werden. Niemand assoziiert Banker mit etwas Positivem, und das liegt auch an der Vergangenheit. 

Das 21. Jahrhundert wurde von Anfang an von Krisen geschüttelt, von 9/11 bis zu zahlreichen Finanzkrisen, in die Banker involviert waren. Banker, die oft mit wenigen Konsequenzen davon gekommen sind, das hat am Ende auch das Vertrauen erschüttert.

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Kaubonbons in Schwäbisch Hall

Wie geht es Jule Lobo mit dem Vertrauen gegenüber Banken? Sie kommt aus Schwäbisch Hall, also einer Stadt, die wie keine zweite fürs Sparen steht. “Als Kind war das toll, da gab es Kaubonbons bei der Bank. Als Kind denkt man nur, was für ein toller Ort!” Dann aber verliert man jeden Bezug dazu, und mit Anfang 20 stellt sich eher Angst ein, wenn Briefe von der Bank kommen. Sascha Lobo beschrieb ebenfalls positive Kindheitserinnerungen an die Banken, aber je stärker er sich mit der Kultur der Banken beschäftigt hat, desto negativer wurden seine Assoziationen: “In keinem Film, in keiner Serie werden Banker positiv dargestellt. Auf Netflix gibt es mehr sympathische Serienmörder als Banker – und das sind am Ende Erzählungen, die in den Köpfen der Menschen bleiben.”

Wie Bademeister cool wurden

Bankern wird oft die ganze Schuld zugeschoben, aber das liegt meist schon an einzelnen medialen Inszenierungen – schon das Victoryzeichen eines Bankers bei einem Skandal bleibt als Bild hängen. Könnte auch eine positive Banken-Serie existieren, mit positiven Figuren für die Pop-Kultur? Jule Lobo glaubt in jedem Fall, dass das Gegenteil, also die ständig negative Inszenierung, ganz sicher dazu beiträgt, solche Stereotype zu erhalten. 

David Hasselhoff jedenfalls hat damals den Beruf des Bademeisters durch “Baywatch” positiv erscheinen lassen, oder wie Sascha Lobo formulierte: “Wenn man sogar einen Bademeister cool machen kann, warum dann nicht auch einen Banker?” Werbung kann da auch ihren Beitrag leisten, mit Slogans wie “Leben Sie – wir kümmern uns um die Details!” Dazu gehören aber auch neue Finanzmodelle, wie automatische Überweisungen, also eine echte Erleichterung für das Leben der Kunden, und eine Bank, die für sie sorgt. Ein Klick und schon ist alles erledigt, genau das wünschen sich Menschen. Sie wollen sich nur dann um etwas kümmern, wenn sie es wollen – und das nicht immer vor Ort.

Geld, eine unanständige Sache

Zurück zur Gefühlslage: Gerade fehlende Kleinigkeiten können das Vertrauen zerstören. “In Deutschland gibt es den typischen Satz: Über Geld spricht man nicht. Kinder sollen in Glitzersparschweinen Geld sparen, aber niemand soll über sein Einstiegsgehalt reden”, so Jule Lobo. “Es ist fast unanständig, über Geld zu sprechen – wie kann es dann anständig sein, über den Finanzsektor zu reden?” Und damit wird alles noch mehr zum Tabu.  

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Liegt das an der Neidkultur? Jule Lobo denkt eher, dass man (wie in Schweden, wo man die Steuererklärung öffentlich einsehen kann) über eine neue Normalisierung solcher Gespräche nachdenken muss. Je normaler es wird, über Finanzen zu sprechen, desto mehr wird es überhaupt wieder möglich. Dabei ändert sich die neue Generation schon sehr, in den sozialen Netzwerken gibt es viel mehr Diskussionen dazu, wodurch alles öffentlicher wird.

Neue Nahbarkeit der Banken

Die Zahlen auf dem Kontoauszug sind ja eigentlich nur Zahlen, aber gleichzeitig sind sie hochemotional. “Genau diese Emotionen lassen sich aber auch für neue Themenbereiche nutzen”, so Jule Lobo. Aber wenn eine Bank nur Hochglanzfotos ohne echten Bezug zu den Menschen postet, dann kommen natürlich keine echten Emotionen hoch. “Wir brauchen echte Nahbarkeit”, postulierte Sascha Lobo. “Sonst kommt das Vertrauen nicht zurück, das man durch Kaubonbons und Glitzersparschweine mal bekommen hat.” 

Das Unterstützen von neuen, positiven Projekten durch Banken kann ein Weg sein, das ergibt auch andere Bilder sowie Geschichten und erzeugt damit eine neue Nahbarkeit und ganz neue Emotionen. Die sozialen Medien sind personenfixiert, das sollte man ebenfalls immer mitdenken. Influencer oder Finfluencer wie Diana zur Löwen, die Finanzthemen aufgreifen, ändern gerade viel – und daran kann man anknüpfen!

Marketing oder echte Verantwortung? ESG als Treiber und Chance für den Unternehmenserfolg

Marketing oder echte Verantwortung? ESG als Treiber und Chance für den Unternehmenserfolg

“Wir müssen verschlanken, wir müssen die Wissenschaft sowie die Regierung mit reinholen und wir müssen viel verändern. Und das jetzt!” David Lais

Nachhaltig wollen heute alle arbeiten, und auch der Begriff ESG (Environmental, Social und Governance) wird – wortwörtlich – großgeschrieben. Aber wie ernst gemeint sind ESG und Nachhaltigkeit hier? Ist der Wandel zum nachhaltigen Wirtschaften nur Marketing oder inzwischen echtes Verantwortungsbewusstsein? Darüber sprechen

  • Tanja Birkholz (SCHUFA Holding AG)
  • Jerome Cochet (goodcarbon)
  • David Lais (ecolytiq GmbH)
  • Dr. Lea Maria Siering (2° Investing Initiative) 

Moderatorin hier war, Christina Cassala (Payment & Banking)

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Drei Buchstaben, viele Themen

ESG – die größte Fehleinschätzung der Finanzbranche oder doch ihr Penicillin? “ESG ist ein Buzzword, das steht für alles und nichts”, kritisierte Lais. Ihm ist das alles zu schwammig, dabei ist es dringend notwendig, dass man etwas tut. “Wir haben eine Krise, die müssen wir bewältigen”, so Lais. Nur eben konkret, nicht einfach, indem ein Begriff darüber gestülpt wird, der alles und nichts umfasst. 

Dem stimmte Cochet zu, schon allein weil die drei Buchstaben ESG jeweils für völlig andere Dinge stehen: “Es gibt hier viel Nachholbedarf bei der Konkretisierung.” Birkholz waren hier die Perspektiven wichtig: “Das Glas ist nicht nur halbleer – es ist auch halbvoll. Das Bewusstsein ist da, die Message ist angekommen.” Bei der SCHUFA achtet man inzwischen schon darauf.

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Siering sah das Ganze kritischer: “Aus einer rein wirtschaftlichen Perspektive muss man auch sehen, dass man sich jeden der drei Buchstaben erst mal leisten können muss.” Alle drei Bereiche gehen oft nicht gleichzeitig zusammen, Schwerpunkte sind hier wichtig. Außerdem greifen alle Punkte ineinander über, beispielsweise haben Umweltthemen viel Einfluss auf soziale Geschehnisse –  die drei Themen sind vernetzt, man muss sie immer gemeinsam denken.  

Viele Protagonisten, ein Ziel

Der Finanzbranche kommt eine wichtige Aufgabe zu: Sie muss neue Projekte finanzieren, das hob Cochet noch mal hervor. Bisher sind allerdings alle sehr spät dran, da sind sich alle einig. “Wie kommt man aber an die Datentransparenz, um alles möglich zu machen? Dafür muss man raus aus den monolithischen Unternehmen und die Zusammenarbeit fördern“, erklärte Birkholz. Auf einem Bein steht es sich schlecht, es müssen auch Gesetzgebung und Co. mitspielen. 

Dazu kommt auch der Druck von den Konsument:innen, die von den Unternehmen angezogen werden, die solche Projekte bereits übernehmen. “Hier spielt auch das Marketing eine große Rolle”, so Lais. Dazu kommen aber auch das Management und die Kapitalströme. Es gibt das Bewusstsein, bei allen, aber wer am Ende der Haupttreiber ist, darauf können sich die Panelisten nicht einigen. Fest steht aber: viele Protagonisten, ein Ziel – nur die Einheitlichkeit fehlt noch. Siering ist aber wichtig, dass Marketing hier kein reiner Selbstzweck bleibt und ebenfalls nachhaltig agiert. 

Die Bremse lösen

Könnte ein richtiger Score helfen? Birkholz glaubt, dass die Standardisierung durchaus helfen kann, auch wenn sehr viele Faktoren mit reinspielen. Vertrauen kann in jedem Fall dadurch entstehen, das hob Lais hervor: “Lasst die Hosen runter, keiner ist perfekt – aber mit Transparenz wird schon mal ein Schritt in die richtige Richtung gegangen.” Eine Reporting-Pflicht für den Mittelstand ist da schon mal ein Anfang, so Siering, sodass am Ende nicht wieder alles so gedreht werden kann, wie man es gerne hätte. Deshalb war Siering die Arbeit bei einer NGO so wichtig: “Wir müssen genauer hingucken, was der eigentliche Problemtreiber ist, das ist oft nicht klar.”

Einfach einen Standard setzen können alle Branchen, aber die Standards müssen auch kontrolliert werden. Birkholz glaubt nicht an zusätzliche Behörden, sondern dass man lieber auf dem bereits Vorhandenen aufbauen sollte. Lais betonte aber noch mal, dass zu wenig Zeit ist: “Die Systeme, die wir haben, sind nicht die schnellsten. Wir müssen verschlanken, wir müssen die Wissenschaft sowie die Regierung mit reinholen und wir müssen viel verändern. Und das jetzt!”

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Die Bremse muss gelöst werden, aber das kann auch weh tun. “Wir sind alle sehr privilegiert groß geworden”, so Siering, “nicht alles, was zu unserem Lebensstandard gehört, wird bleiben. Das hat dann auch Auswirkungen auf die anderen Länder, die oft stärker betroffen sind.”

The evolution of BNPL

“This is more than a trend, this is here to stay.” Christian C. Waldheim

Buy now, pay later, kurz BNPL ist mehr als ein Trend – es kann auch ein wichtiger Service sein. Wie man Fintech-Ökosysteme durch strategische Partnerschaften aufbaut, erklärten Jakub Grzechnik (Visa) und Christian C. Waldheim (credi2) in ihrem Fireside Chat – und beschrieben außerdem ganz exklusiv auf der Bühne, wie ihre Zusammenarbeit aussehen wird. 

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New Partners

Ein “Challengerprodukt”, so hieß es schon in Nicole Nitsches Einleitung – und das ist es in der Tat. “We want to announce that Visa and Credi2 are partners now”, kündigte Grzechnik an. Wie wird ihr neues, gemeinsames Produkt aussehen? Es wird eine “virtual BNPL card”, so beschrieb Waldheim das Ganze. Als Embedded-Finance-Partner übernimmt Credi2 die Organisation. Das Riskscoring und mehr. “We integrate as much as needed but leave out what is not.”

Sharing the same values

Warum war diese Partnerschaft so interessant für beide? “We wanted to bring a new BNPL-product to the market”, erklärte Waldheim. Visa steht eigentlich für Kreditkarten, warum also BNPL? Grzechnik hob hervor, dass Visa natürlich schon völlig etabliert ist, aber durch Credi2 wollen sie zusätzlich BNPL möglich machen:

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“We want to deliver BNPL in a box. We do this in a responsible way”, erklärte Grzechnik. Für Waldheim ist dieser andere Weg in die Branche, den sie dadurch nehmen können, entscheidend für ihre Zusammenarbeit. “We share the same values and principles”, hob Waldheim noch hervor, das macht die Zusammenarbeit so wichtig und wertvoll. 

The Empire strikes back!

“This is more than a trend, this is here to stay”, so Waldheim. Und dafür braucht man auch die richtigen Produkte, aber es läuft auch unter dem Motto: The Empire strikes back! Viele neue Anbieter sind auf den Markt gedrängt, jetzt drängen alte Anbieter zurück.

“We want to set the standard”, das ist beiden wichtig, und Waldheim betone: “Visa will be in the driving seat, and we appreciate this.” Die Kunden wollen ein einzigartiges Erlebnis, und das kann man so schaffen.

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Payment im Umbruch: Was die Finanz-Industrie bewegt

“Wir müssen für den Konsumenten mitdenken – damit wir ihm helfen und nicht im Weg stehen.” Salah Zayakh

Ein Finanztrend jagt den nächsten, von BNPL über den digitalen Euro bis hin zu Request2Pay. Immer schneller dreht sich das Fintech-Rad, aber wohin gehen diese Trends? Und welche muss man sich unbedingt merken? Das verfolgten diese Panelisten:

  • Mounaim Cortet (INNOPAY)
  • Julia Körffer-Höhne (Netflix)
  • Mirko Krauel (OTTO)
  • Hedi Krüger (Mastercard)
  • Salah Zayakh (Paymenttools)

Diese Moderatorin begleitete sie dabei: Sibylle Strack (Deutsche Bank BizBanking).

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Infrastructure and Experience

“A whole range of payment solutions has evolved”, erklärte Cortet in seinem Eröffnungsvortrag. Für ihn gibt es drei entscheidende Design-Prinzipien bei der Infrastruktur:

  • Sie ist in Digital Journeys eingebettet.
  • Sie verläuft Account-to-Account (A2A).
  • Es gibt eine sofortige Installation.

Verschiedene Treiber sind dabei entscheidend, um die Zukunft des Payments zu gestalten. Dazu gehören Instant Payments, Open Banking APIs, digitale Währungen und Crossborder Payments, die alle Teil der Infrastruktur sind. Dazu kommen aber auch Teile bei der Experience, wie A2A Payments, Embedded Payments, BNPL-Möglichkeiten und Digital Wallets. 

Alles nur ein Hype?

Man muss den Kunden immer besonders unterrichten, um auch eine besondere Konsumentenakzeptanz zu bekommen,, das hob Körffer-Höhne hervor. Wie sieht es mit dem Hype um BNPL aus, vor allem in Deutschland? “Ich sehe das eher als Experten-  als Kundenhype”, so Krauel. Immer mehr Kunden können das nicht bezahlen, und auch wenn die Kunden es lieben, sieht er eher den Trend zu einer stärkeren Abschwächung gehen. Was macht man mit dem Konsumenten? Auf jeden Fall muss man aufpassen, dass er sich nicht überschuldet, das betonte Zayakh. 

“Wir holen immer mehr Menschen in das digitale Ökosystem rein, deshalb müssen wir ihnen auch klarmachen, wie das Ganze funktioniert”, hob Krüger hervor. Die Debit-Systeme sind in jedem Fall auf dem aufsteigenden Ast. Beim Austausch einer Karte und damit auch einer Nummer muss das auch der Händler wissen. Eine Möglichkeit ist die Scheme-Tokenisierung, die das automatisch macht, wie Krüger ausführte – das erleichtert die Arbeit entscheidend.

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Neue Perspektiven

Gerade langsame Überweisungen, wie bei Crossborder-Payments, schrecken Kunden ab und lassen sie zu anderen Anbietern flüchten. Drittanbieter können also bestehende Prozesse ergänzen und vereinfachen. Zayakh berichtete von seiner Arbeit bei Paymenttools und dass man hier ganz neue Services gesucht hat: “Wenn wir Dinge für uns gut gelöst haben, dann können diese Dinge doch auch für andere gut sein!” Die Perspektive ist, das irgendwann auch anderen Kunden anzubieten. 

Krauel erklärte, dass man den Kunden nicht einfach in ein neues Ökosystem schubsen will. “Vor allem manche Kleinigkeiten sorgen für große Auswirkungen, deshalb sollte man unbedingt alles optimieren.”

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Womit macht man in Zukunft Geld? Das ist am Ende nicht der E-Commerce, sondern das wird durch viele Kleinigkeiten geschehen. Man will den Kunden nicht ganz verlieren, aber durch andere Dienstleister alles möglich machen. Für Körffer-Höhne ist die technische Schnittstelle wichtig, aber das selbst zur Verfügung zu stellen, ist nicht bei Netflix geplant. 

Wo liegt das Potenzial?

Wo liegen dann die Möglichkeiten? “There are powers at the heart of transactions”, hob Cortet hervor, sogar ein etwas veränderter Blickwinkel ermöglicht viele neue Möglichkeiten. Am Ende kommt man immer zum Bank Account zurück, das betonte Körffer-Höhne, deshalb ist A2A so wichtig: “Die Nordics machen es vor, wir schauen da genau hin!”

Ein weiteres Potenzial liegt in der Authentifizierung, so Krüger, natürlich mit der richtigen Freigabe – das ist in jedem Fall ein spannendes Thema. Krauel wünschte sich hier eine Weiterentwicklung von SEPA: “Das könnte man renovieren, aber hier gibt es noch Stillstand.” Zayakh dachte da aber weniger an Weiterentwicklungen oder andere Anbieter, sondern an ganz eigene Entwicklungen und Lösungen. Geofencing wie bei Uber ist so eine Lösung: “Wir müssen für den Konsumenten mitdenken – damit wir ihm helfen und nicht im Weg stehen.”

Digitale Identitäten: Bitte nicht, lieber Markt!

“Wie kann man so eine shitty App launchen?” Lilith Wittmann

Schon seit über zehn Jahren diskutiert man in Deutschland über digitale Identitäten, und schon seit über zehn Jahren kommt die Sache in Deutschland nicht recht voran. Lilith Wittmann (Sicherheitsforscherin) berichtete mehr darüber und gab Auskunft, ob sich das vielleicht in Zukunft ändern kann. 

Spaß mit digitalen Identitäten

Spaß mit digitalen Identitäten versprach Wittmann, und den gab es auch, selbst wenn man manchmal lieber weinen als lachen würde – vor allem in Deutschland. Denn da steht ein runder Geburtstag an: Vor zehn Jahren gab es den ersten Stick, der digitale Identität versprochen hat. Gedacht war dieser bei Online-Pornografie, aber durchgesetzt hat sich das nie. 2010 wurde schon die eID eingeführt, allerdings kann man die Daten nur für einen Moment überprüfen. 2014 kam die Videoidentifizierung auf den Markt, dann folgte ab 2017 die Facebook-Verifizierung. 

Bestrebungen für eine gesamteuropäische Lösung haben sich noch nicht durchgesetzt, ebenso wenig sind alle Verwaltungen (wie versprochen) bis 2021 digital geworden. Und dann kam die ID-Wallet – und Wittmann und ein paar ihrer Kolleg:innen konnten schnell gravierende Probleme und Schwachstellen nachweisen. “Wie kann man so eine shitty App launchen? Uns war nicht klar, wie sie diese Probleme übersehen konnten. Dann kam aber heraus, dass die Probleme sehr wohl vom BSI durchgegeben wurden.” Aber wichtige Entscheider:innen waren hier (zu) selbstbewusst – und gaben am Ende zu, dass sie das Ganze nicht verstanden und deshalb die deutlich existierenden Probleme nicht wirklich ernst genommen hatten. 

Lösungen für die digitale Identität

Die Suche nach einer sicheren Wallet-App geht jedenfalls weiter. Verifiable Credentials jedenfalls sind nicht die Lösung, wie Wittmann erklärte. Dabei legt man an verschiedenen Stellen seine Dokumente ab, aber wenn hier etwas schiefgeht, können die Daten gestohlen und verkauft werden. 

Wie kann eine Lösung aussehen? Wittmann wünscht sich hier folgende Punkte:

  • staatliche Identität auf Basis des Personalausweises (eID)
  • einfach zugängliche Lösung auf Smartphone-Basis
  • einfache Integration, ohne Kosten oder Compliance-Kosten
  • Zugang für Verwaltung und Unternehmen, die gesetzlich zur Identifikation verpflichtet sind
  • sinnvolle Zusatzfeatures – aber keine Verifiable Credentials

Fazit von Wittmann: Eine digitale staatliche Identität braucht zuerst eine staatliche Basisinfrastruktur. Und auf dem folgenden Panel führte sie ihre Gedanken weiter!

Identity: Wer bin ich in einer digitalen Welt und wie viele?

“Eigentlich haben wir doch die Lösung. Aber wir brauchen die Use Cases.” Oliver Lauer

Wittmanns Keynote gab erste Einblicke in das Thema, aber danach folgte ein ganzes Panel zu dem Thema: Wie geht es weiter mit den digitalen Identitäten? Und was bedeutet das für uns alle? Darüber sprachen:

  • Oliver Lauer (digitallabor.berlin DSGV)
  • Helge Michael (Neosfer)
  • Frederik Schrank (Deutsche Kreditbank AG)
  • Lilith Wittmann (Sicherheitsforscherin)

Moderiert wurde dieses Panel von André M. Bajorat (Payment & Banking).

Die optimale Lösung fehlt

Oft muss die Identität des Kunden bei verschiedenen Prozessen verifiziert werden, z.B. bei der Kreditvergabe. Wittmann kennt solche Probleme, denn bestimmte Prozesse brauchen diese Identifizierung, aber für sie stehen eher Probleme wie Geldwäsche im Vordergrund. Wie kann man die Kontrolle behalten? “Es gibt keine optimale Lösung”, so Michael, “ich teile aber die Angst nicht, dass die Daten unbegrenzt geteilt werden können, denn oft sind nur bestimmte Daten gespeichert.”

Beim Corona-Ausweis bzw. bei der App gab es Kompromisse, aber Wittmann sieht das als ganz anderen Use Case, vor allem weil die Daten nur in Verbindung zum Personalausweis gültig waren. “Wenn die Daten einmal weg sind, dann kriege ich sie nie wieder sicher”, das ist Wittmann so wichtig bei dem Thema.

Wo ist der Use Case?

Lauer hob hervor, dass die eID schon viele Use Cases unterstützt: “Wir sollten zuerst in die Use Cases gehen, bevor wir die Edge Cases ansehen.” Schrank erklärte, dass man die Daten, die man hat (und vor allem, da es hochwertige Daten sind), dem Kunden zugänglich machen könnte. Für Wittmann gehen da die Alarmglocken an, denn so entstehen ihr viel zu schnell unregulierte Möglichkeiten – auch wenn es schon abgespeckte Versionen davon gibt.

“Eigentlich haben wir doch die Lösung”, so Lauer, “aber wir brauchen die Use Cases. Wie sollen die Bürger:innen dazu kommen, so eine digitale Identität gut zu finden, wenn sie sie nie benutzen müssen?” Ein Konto zu eröffnen, nur mit dem Handy und dem Personalausweis, den man ans Handy hält, wäre so ein Use Case, wobei Michael erklärte, man sollte lieber mit dem Arbeiten, was man hat. Genau hier sah Lauer aber keinen Gegensatz, für ihn müssen sich Sicherheit und Usability einfach verbinden.

Inklusive Möglichkeiten

Schrank fand, dass schon viele wichtige Schritte unternommen worden sind. Aber ist das Ganze wirklich so einfach? Vor allem Schrank wies darauf hin, dass viele digitale Vorgänge besonders für Ältere nicht so klar sind. Einheitliche Entwicklungen in der EU wären auf jeden Fall hilfreich. “Wichtig wäre, dass alle Möglichkeiten erhalten bleiben, beispielsweise die physische Identifizierung, eine teils und eine vollständig mit digitaler Identifizierung – das wäre doch einfach inklusiv“, so Lauer. 

Wittmann blieb dabei, sie hofft, dass die Plastikkarte weiterhin ein Teil des Ganzen sein wird – schon allein weil das Halten von etwas ans Handy das Bewusstsein stärkt, was man da gerade tut (für den Sales Funnel natürlich nicht so förderlich..). Politisch gedacht will Lauer alle Möglichkeiten erhalten, für die bessere Inklusion. Schrank sieht aber auch, dass viele Use Cases gar keinen staatlichen Einfluss brauchen, sondern ganz anders funktionieren. Insgesamt geht der Schritt zu mehr digitalen Elementen, wie der Kreditkarte auf dem Smartphone – und wahrscheinlich wird es hier noch viel mehr Möglichkeiten geben…

“Embedded Finance” wie eingebettete Finanzdienstleistungen den Markt revolutionieren

“Das Vertrauen ist am Ende das Wichtigste, nur so können Embedded Finance-Leistungen funktionieren.” Nadine Methner

Finanzleistungen von Unternehmen, die eigentlich gar nichts mit Finanzleistungen zu tun haben – kann das klappen? Im Moment gibt es diese Form jedenfalls immer öfter, und sie scheint zuzunehmen. Wie sieht es damit in Zukunft aus? Darüber diskutierten:

  • Lukas Diehl (Varengold Bank)
  • Nadine Methner (ING Deutschland)
  • Frank Müller (Annerton)
  • Marcos Raiser do Ó (Stripe)
  • Miriam Wohlfarth (Payment & Banking)

Kilian Thalhammer (Payment & Banking) moderierte diese Runde.

Die Evolution der Finanzprodukte

Einfacher Teil der Costumer Journey sein, das schafft Embedded Finance. Vor allem, weil man so noch schneller helfen kann, besonders dem Mittelstand, für den diese Hilfe essentiell ist. Mit nur einem Klick zum Kredit, das stellt sich Methner vor, inklusive der Bestätigung, welche Daten man freigeben will – um dann ein faires Angebot zu bekommen, wie viel Kredit man erhalten könnte. 

Wohlfahrt beschrieb Embedded Finance erst einmal ganz kurz als ein Finanzprodukt, das an einem nicht für Finanzen typischen Ort stattfindet.

“In Deutschland wird schon jeder zweite Euro an einem Marketplace ausgegeben”, so Wohlfahrt. “Und es gibt immer neue Lösungen, wie bei Uber, da hat man mit dem Zuschlagen der Tür schon bezahlt. Dann kamen immer mehr dazu. Aber dafür muss man Datenquellen anzapfen. So entstehen am Ende neue Produkte, in einer echten Evolution – für eine moderne Welt.”

Bequem und einfach

Ein kleines Lokal bekommt oft keinen Kredit. Aber wenn man mit den richtigen Daten nachweisen kann, dass das Lokal gut wächst, sieht es plötzlich ganz anders aus – es ergeben sich mit Daten also ganz neue Chancen. Regulatorisch ist fast alles möglich, betonte Müller: “Aber jemand muss all das bezahlen.”

Außerdem gibt es Probleme mit dem KYC (Know your Customer), das in Deutschland einfach ganz anders läuft als beispielsweise in den USA, so Müller: “Es fehlt der politische Wille, das im Geldwäschebereich wirklich zu regulieren. Viele US-Anbieter scheitern hier, weil für sie das deutsche System so problematisch ist.” Bei Internationalisierungen wird es noch schwieriger, denn dann kommen viele Modelle dazu, aber die wenigstens fangen in Deutschland an – hier in Deutschland ist einfach alles viel zu kompliziert. Vor allem bei Whitelabellösungen muss klar bleiben, dass das Produkt nicht selbst entwickelt wurde – den Kunden ist das oft eher egal. “Hauptsache bequem und einfach”, so Wohlfahrt, das sind die wichtigsten Wünsche der Kunden. 

Hauptwährung Trust

Mit mehr Hilfe kann man sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren, erklärte Methner: “Das Vertrauen ist am Ende das Wichtigste, nur so können Embedded Finance-Leistungen funktionieren.” Es wird auch Fälle geben, wo das Ganze schiefgeht. Wohlfahrt sieht viele Kooperationen mit Banken in der Zukunft kommen, um genau für diese Technologie zu bauen.

Raiser do Ó beschrieb sein Geschäftsmodell als “hochreguliertes Technologieunternehmen”: „Trust ist eine unserer Hauptwährungen.“ Oft gibt es den Wunsch nach noch mehr Lösungen, und er glaubt als Trend erkennen zu können, dass das weiter zunimmt: “Da kommt noch ganz, ganz viel.”

Transactions 2022 #trx22 https://www.transactions.io Foto: Julian Schulz

Was bringt die Zukunft?

Hauptsache der Kunde bleibt im Zentrum von allen. “Wir haben da eine echte Pflicht”, so Raiser do Ó, “Wir müssen den Unternehmen Perspektiven aufzeigen, was an Geschäftsmodellen der Zukunft möglich sein kann.” “Innovationskraft und Resilienz, das sind zwei wichtige Werte für die Zukunft”, erklärte Methner. “Technologie wird hier viele Probleme lösen, sie wird ein großer Enabler sein”, das betonte Diehl. “Ich glaube, dass es in Zukunft auch ein Tool für automatisierte Regulierung geben wird.” 

Wohlfahrt sieht als ein großes Thema der Zukunft, dass sich Unternehmen in Zukunft vernetzen werden und so ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln. “Banking wird es immer geben”, so Raiser do Ó, “aber ob auch die Banken überleben? Dafür muss es eine Spezifizierung geben.”

Vernachlässigte Zielgruppe: GenZ? Hängt der Erfolg in der Finanzindustrie künftig von TikTok und Co. ab?

“Es gibt viel Halbwissen in den sozialen Netzwerken (…). Man muss die Brücke schlagen, damit man darüber mit allen kommunizieren kann, und man muss alle Generationen auf ihre Art abholen.” Max Schwarz (Ruuky)

Die Gen Z drängt immer sichtbarer auf den Markt, aber wie kann man sie erreichen? Versucht das die Finanzindustrie überhaupt genug oder auf den richtigen Wegen? Dieses Thema diskutierten

  • Thomas Kehl (Finanzfluss)
  • Cedric Klein (Stadtsparkasse Düsseldorf)
  • Max Schwarz (Ruuky GmbH)
  • Diana zur Löwen (Content Creatorin & Business Angel)

Als Moderator fungierte hier Fabian Tausch (Podcaster und Investor). 

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Wie erreicht man die Jüngeren?

“Das Konsumverhalten hat sich geändert”, so zur Löwen, und das macht natürlich diese Generation aus. Für Kehl war die Pandemie der erste Treiber in ihrem Business, denn dann hat man angefangen zu streamen: “Wir sorgen für lange Streams, aber wir wissen auch, dass die Aufmerksamkeit sehr kurz sein kann, siehe TikTok. Deshalb habe ich das immer im Kopf, wenn wir längere Streams machen, damit es auch Material für kürzere Videos gibt.” Die Leute beraten sich heute stärker selbst und suchen sich die Informationen selbst zusammen. 

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Klein erzählte von seinen Recherchen für die Stadtsparkasse Düsseldorf, als er herausfinden sollte, wie man Jugendliche und junge Menschen besser erreichen kann. “Das Ergebnis war, dass man anders, sogar unter einer anderen Marke, mit Menschen kommunizieren wollte – eben auch auf Augenhöhe.” Doch damit ist es natürlich nicht getan. TikTok war hier ein wichtiger Kanal, um junge Leute zu erreichen.

Vorbild sein und Brücken bauen

Wichtig ist, die Zielgruppe genau zu kennen. Einfach nur Anzeigen schalten reicht nicht auf TikTok, weil man eben nicht nur Leute erreicht, die sich für Finanzen interessieren, sondern eben auch die, die nur tanzen wollen. “Man braucht eine echte Erfolgsformel, man muss dafür die Algorithmen und Daten kennen und seine Strategie darauf aufbauen.”

Eine große Schwester und ein Vorbild, das will zur Löwen sein: “Aber ich will mich auch damit wohlfühlen und authentisch bleiben, deshalb will ich Impulse geben und meine Investments zeigen, eben das, was mich begeistert.” Früher hat auf Social Media noch fast niemand über Finanzen gesprochen. Gut 50 % der jungen Leute hören aber inzwischen auf Influencer, vor allem in Sachen Finanzen – deshalb muss man auch den Eltern helfen, betonte Schwarz: “Es gibt viel Halbwissen in den sozialen Netzwerken, oft müssen Eltern darauf reagieren. Man muss die Brücke schlagen, damit man darüber mit allen kommunizieren kann, und man muss alle Generationen auf ihre Art abholen.” 

Die Community zählt

Die Community ist wichtig, vor allem für diese Generation. Früher gab es das noch nicht, 9/11 hat man eher alleine erlebt, aber bei etwas wie der Pandemie gab es sofort einen Zusammenschluss aller. Aber viele Influencer wollen gar nichts mit Finanzen machen, erzählte Schwarz: “Sie sagen, dann sei die Community sofort tot.”

Man kann auf Plätzen wie Discord einfach zusammenkommen, und man kann immer neue Workshops anbieten, berichtete Klein, am besten in der Verbindung zu anderen Themen wie Gaming. “Wir müssen eher versuchen zu bilden, als nur ein Produkt zu schaffen und den Leuten zu sagen, dass sie das kaufen sollen und das nicht”, fasste Tausch zusammen.

Banken können hier eine Guidance geben, aber am Ende muss jeder selbst die Entscheidung treffen, was für ihn oder sie selbst das Richtige ist. “Wir müssen die Zielgruppe sensibilisieren”, so Klein. “Und das müssen alle Banken gemeinsam tun.” 

Wie man eine Ehrenbank wird

Werte sind jüngeren Menschen wichtig, betonte zur Löwen noch, und man müsste auch in der Schule schon mehr Bildung im Finanzbereich in den Mittelpunkt stellen. Das reine Fachwissen ist natürlich wichtig, aber wichtiger sind guter Content um sie herum, die richtigen Leute und der Wert, der dabei entsteht, das ist Schwarz besonders wichtig. “Instagram war Hochglanz, während TikTok es erlaubt, dass Leute so sind, wie sie sein wollen”, so Schwarz. “Und das feiert die Gen Z.”

Klein hat bei der Sparkasse erst mal einfach ausprobiert. “Wir gehen direkt mit den Leuten in Kontakt, das macht viel aus.” Und die Leute suchen den Kontakt, wie Schwarz erzählte: “Da kommt auf einmal eine Sprachnachricht wie ‚Ihr seid eine Ehrenbank‘ von einem 12-jährigen.” Zur Löwen empfiehlt ebenfalls, neue Ansätze einfach mal auszuprobieren. Sie geht am liebsten proaktiv vor, indem sie Finanzinformationen in Informationen über ihr Leben einfließen lässt, um damit aufzuklären. “Community first”, das gilt für Kehl, auf jeden Fall empfahl er, aus dieser Community heraus die Themen zu suchen und gut zu kontextualisieren. “Und Community-Management hört nicht auf der eigenen Plattform auf, sondern man muss auch mal mit anderen agieren.”

Herrschaft der Wenigen: Warum es Zeit ist, die Oligopole des Finanzsystems aufzubrechen

“Das Interessante an der Wall Street ist, dass, wenn man eher weniger Geld verliert, man unten durch ist – da hat ja die Vision gefehlt. Aber je mehr Geld jemand verliert, desto interessanter ist er.” Heike Buchter

Auf dem Olymp des Finanzsystems gibt es nur ein paar wenige Institutionen, die aber auf alles Einfluss nehmen und denen (fast) alles gehört.

Aber wenn einer oder mehrere dieser Finanzgötter ins Straucheln kommen oder stürzen, dann kann das große Auswirkungen für alle haben. Heike Buchter (Journalistin und Autorin) nahm sich dieses Thema vor und erklärte, was die Probleme der Branche sind. 

Transactions 2022 #trx22 https://www.transactions.io Foto: Julian Schulz

Die mächtigen Zwölf

Buchter stellte gleich mal klar: Ihr geht es nicht um Verschwörungstheorien, ihre Thesen sind alle klar fundiert und beweisbar. Sie stieg mit einem Zitat von Milton Friedman ein, einem der Vordenker der Branche: “The only corporate social responsibility a company has is to maximize its profits.” Das war tatsächlich sein Kommentar dazu, dass Autos Sicherheitsgurte einbauen sollten – so etwas war für ihn schon Sozialismus.

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Gerade mal zwölf Leuten gehören die meisten Unternehmen der Welt. Weil sie so viele Unternehmen aufgekauft haben, wurden sie schon als Heuschrecken bezeichnet. “Das ist aber nicht nur ein amerikanisches Thema”, so Buchter, in Europa ist es ganz ähnlich. 

Fintechs als Challenger?

Im Hintergrund gibt es aber noch ganz andere, die davon profitieren. Durch die Reduktion auf einige wenige Player gibt es weniger Wettbewerb, starkes Lobbying und es könnte irgendwann auf einen Crash hinauslaufen. Natürlich gibt es aber auch potenzielle Interessenkonflikte. Vielleicht kann Fintech hier ja ein Challenger sein, der das ganze System herausfordert. 

FTX und der Gründe Sam Bankman-Fried waren so ein Fall, der aktuell alle bewegt. Bankmann-Fried hatte einfach vorgegeben, dass er genau wüsste, was wichtig und richtig ist, und durch seine “nerdige Aura” hat es ihm jeder geglaubt. Die Filmrechte sind schon verkauft: “Das Interessante an der Wall Street ist, dass, wenn man eher weniger Geld verliert, man unten durch ist – da hat ja die Vision gefehlt. Aber je mehr Geld jemand verliert, desto interessanter ist er.”

Wirecard wurde in den USA übrigens gar nicht als Problem gesehen, wie Buchter die Amerikaner erklärt haben: Es sei ja nicht systemrelevant, weil ja einfach alles erfunden war. Niemand weiß also, wie es mit FTX und Crypto noch weitergehen wird…

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Götterdämmerung in der Fintech-Branche?

“Das Gute ist, dass Unternehmen gerade lernen können, sich richtig mit dem Kunden und dem Geschäftsmodell auseinanderzusetzen. So eine Durststrecke hilft, auch mal kreative Lösungen zu entwickeln.” Sherin Maruhn

Und noch mal zurück zu den Göttern, dieses Mal zu den Göttern der Fintech-Branche: Gibt es hier schon die Götterdämmerung oder feiern sie glücklich auf dem Olymp? Darüber diskutierten:

  • Nils Feigenwinter (Bling)
  • Sherin Maruhn (PwC)
  • Niklas Radner (Nelly)
  • Jan Sessenhausen (Cusp Capital)

Jens Kohnen (Entrepreneur & Advisor) übernahm die Moderation.

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Kein Wachstum um jeden Preis

In den letzten Monaten hat sich viel verändert für Fintechs, erklärte Maruhn, wie höhere Zinssätze. Radner hatte früher immer das Gefühl, in einer langweiligen Branche unterwegs zu sein – heute ist er dankbar dafür, denn die Arbeit mit Arztpraxen ist am Ende relativ stabil, und Feigenwinter geht es ganz ähnlich. Reevaluieren ist wichtig, riet Maruhn: “Jetzt geht es nicht mehr um Wachstum um jeden Preis, sondern eher auf Punkte wie Recurring Revenue.” Sessenhausen betonte, dass das Investieren kein Selbstzweck ist: “Das Potenzial für Wachstum bleibt ein wichtiger Punkt, damit ein Unternehmen relevant wird.” Eine Zunahme von M&A erwartet er allerdings nicht. 

Ohne sinnvolles Geschäftsmodell geht nichts

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“Im Markt gibt es noch so viel Platz”, erklärte Feigenwinter, “eigentlich wäre es toll, wenn hier noch mehr Player kommen. Aber wir dürfen keine Angst haben, das ist das Wichtigste. Wir brauchen ein klares Problem, wie man Geld verdienen kann, das ist für jedes Unternehmen wichtig.” Radner erzählt, dass er viele Start-ups kennt, die viel Geld verbrannt haben, um am Ende ein Produkt zu haben, das aber nicht geflogen ist.

“Das Gute ist, dass Unternehmen gerade lernen können, sich richtig mit dem Kunden und dem Geschäftsmodell auseinanderzusetzen”, so Maruhn, “So eine Durststrecke hilft, auch mal kreative Lösungen zu entwickeln.” Allerdings hätte das natürlich schon viel früher passieren müssen, kritisierte Feigenwinter die jetzige Situation. Sich mit dem Markt erst dann auseinanderzusetzen, wenn man eine Finanzierung braucht, macht einfach keinen Sinn. “Man muss immer alles in ein funktionierendes Geschäftsmodell umwandeln”, so Maruhn, “nur dann hat man Erfolg.”

Ideen für die Zukunft

Gründen sollte man trotzdem, denn trotz der Lage sind Fintechs immer noch weit vorne.  “Wir sind nicht die Innovatoren”, betonte Sessenhausen, “Wir wollen Partner sein – die Innovatoren seid ihr.” Was wird die Zukunft bringen? Für Feigenwinter wird es einfach weitergehen, man muss sich weiterhin immer neu an den Consumern orientieren. Sessenhausen sucht gerade viel nach gewagten Thesen neuer Player, denn wichtig ist, was passieren kann und nicht was schiefgehen könnte. “In den Startup-Ökosystemen ist so viel Agilität drin, dass so viel damit möglich ist”, erklärte Maruhn. Viele Startups sind aber auch Gatekeeper, das hob Radner hervor, weil sie auch entscheiden, wen sie reinlassen und wen nicht. Und damit kann man sich zum Gewinner entwickeln. 

Gier, Angst oder gleich der nukleare Winter?

“‘Gier und Angst verderben alles’, das ist eine alte Weisheit”, erklärte Sessenhausen. “Das ist leider in der Branche spürbar.” Konnte man einige der Entwicklungen schon vorhersagen? Der Drang zu höheren und mehr Runden war sehr offensichtlich, so Maruhn. Viele dieser Trends waren in vielen Branchen deutlich, aber in Fintech besonders auffällig. 

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“Das ist durchaus ein globales Phänomen”, betonte Radner, und Maruhn schloss sich dem an. Das Fintech-Funding ist stark gesunken in den letzten Monaten. Maruhn bekam vor einigen Monaten zu hören, es käme ein „nuklearer Winter“ auf die Startups zu – ganz so schlimm ist es (noch) nicht, aber gerade die Amerikaner, die oft noch negativer gestimmt sind in negativen Phasen, haben das richtig eingeschätzt. Noch kann der Winter vorbeigehen – aber wann genau es wieder besser wird, kann noch niemand genau einschätzen.

Bleibt in Verbindung!

Die Transactions hat viele Menschen zusammengeführt, in Gesprächen, mit neuen Ideen, bei einer Tasse Glühwein. Sie mal wieder gezeigt, wie vielfältig die Branche ist – und dass wirklich immer etwas passiert.

Dass wir diese Veranstaltung überhaupt in diesen schwierigen Zeiten machen können, ist nicht selbstverständlich. Das geht nur aufgrund wunderbaren Menschen und Unternehmen, die uns unterstützen und uns ihr Vertrauen schenken. Das wissen wir sehr zu schätzen und möchten uns an dieser Stelle von Herzen bei unseren Sponsoren und Partnern bedanken.

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Und jetzt? Jetzt muss man erst mal warten – auf Weihnachten und dann aufs Frühjahr, wenn endlich wieder das nächste Event von Payment & Banking stattfindet. “Fiesta PEXicana” heißt es dann bei der Payment Exchange. Was genau da alles geboten werden wird, wird noch nicht verraten – aber wer Payment & Banking kennt, der weiß, dass es sicher wieder eine einzigartige Veranstaltung werden wird. Hasta Pronto – wir sehen uns im März!

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