Stiftung-as-a-Service: Wie bcause eine ganz neue Kategorie im Fintech schafft

Miriam Wolfarth erklärt die neue Gemeinwohl-Wallet Stiftung-as-a-Service

Ein Konto, das nicht für Konsum oder Vermögensaufbau gedacht ist, sondern allein für das Gemeinwohl: Damit gehört bcause zu einer neue Kategorie in der Fintech-Szene.

Ich traue es mich kaum zu sagen, aber ich bin jetzt seit einem Vierteljahrhundert in der Online-Finanzbranche unterwegs. Damals hieß das weder digital noch Fintech. In dieser Zeit habe ich viel gesehen: neue Start-ups, spannende Weiterentwicklungen, Prozessoptimierungen und auch mutige Innovationen, die es leider nicht geschafft haben.

Aber wirklich neue Spielfelder sind selten. Und noch seltener sind Ideen, bei denen es nicht nur um Rendite geht, sondern auch um echten gesellschaftlichen Mehrwert. Genau deshalb hat mich bcause sofort begeistert.

Die Idee: Das Stiftungsmodell wird ins Digitale übersetzt – Stiftung-as-a-Service. Klingt groß, ist in der Praxis aber simpel. Wer ein Konto eröffnet, bekommt eine Wallet für gute Zwecke. Damit lassen sich Spenden sammeln, Impact Investments tätigen oder Projekte unterstützen. Ich habe das ausprobiert: Mein Account war in drei Minuten eröffnet. Und sofort hatte ich Ideen, zum Beispiel zum Geburtstag keine Geschenke, sondern Spenden, die ich selbst verteilen oder liegen lassen kann, damit sie sich vermehren.

Die Wallet fürs Gemeinwohl

Das Besondere daran: bcause ist keine Bank. Das Geld gehört einer gemeinnützigen Dachstiftung. Die Nutzer:innen entscheiden, wohin es fließt, in geprüfte Anlagemöglichkeiten oder in gemeinnützige Organisationen. Weniger Bürokratie, mehr Transparenz und ein Markt, den es bisher so nicht gab. Gründer Felix Oldenburg nennt es die dritte Wallet neben Konsum und Vermögensaufbau – eine Wallet, die allein dem Gemeinwohl dient.

Um besser zu verstehen, wie er auf diese Idee gekommen ist und wohin sich bcause entwickeln soll, habe ich Felix ein paar Fragen gestellt:

Miriam Wohlfahrt:  Wie bist du auf die Idee von bcause gekommen?

Felix Oldenburg: Als Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Stiftungen habe ich gesehen, wie unnötig, langsam, teuer und unflexibel gemeinnützige Stiftungen sind. Gleichzeitig bringe ich viel Digitalerfahrung mit und habe erkannt, wie man das Modell einer Dachstiftung so automatisieren kann, dass man keine individuellen Steuerberater, Stiftungsanwälte und Vermögensverwalter mehr braucht.

Engagement mit Vermögen – ist das überhaupt ein Markt?

Ja! Viele nicht-digitale Dienstleister verdienen damit viel Geld, aber verdeckt. Ich sehe das als third wallet. Die erste Wallet sind tägliche Bankdienstleistungen: Girokonto, Paypal, Kreditkarten. Die zweite sind Angebote zum Vermögensaufbau: Neobroker, Aktiendepots, Versicherungen. Und bcause öffnet jetzt eine neue Schublade: Geld, das man nicht für den eigenen Konsum, sondern für die Gesellschaft und die Zukunft der eigenen Kinder ausgibt. Das Potenzial ist um ein Vielfaches größer als die klassischen Spendenmärkte heute. Dafür betreibe ich viel Marktbildung, mit Buch, Podcast, Newsletter und vielen Gesprächen über das neue Geben.

Wie wächst bcause?

At the speed of trust. Wir wachsen organisch. Nutzer:innen wie Verena Pausder oder Christian Vollmann ziehen weitere User an, eine Community entsteht. Inzwischen ist ein Who is Who der Start-up- und Erbenszene dabei. So sind wir in zwei Jahren nach der Testphase auf 2.500 Nutzer:innen und über 20 Millionen Euro Transaktionen gewachsen. Aber jetzt braucht es exponentielles Wachstum. Deshalb launchen wir eine App, bauen ein internationales Netzwerk und setzen auf Partnerschaften. In den USA sind vergleichbare Donor-Advised Funds innerhalb von 20 Jahren auf 250 Milliarden US-Dollar Volumen und über 50 Milliarden Dollar jährliche Payouts gewachsen. Das ist fünfmal so viel wie alle Stiftungen in Deutschland für gute Zwecke ausschütten. Und das Potenzial von Impact Investing ist dabei noch nicht einmal voll abgebildet.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mein Fazit: Für mich ist bcause ein Beispiel dafür, wie viel Potenzial in Ideen steckt, die mutig anders denken. Nach so vielen Jahren in dieser Branche finde ich es inspirierend zu sehen, dass Fintech nicht nur Profit, sondern auch Purpose treiben kann. Ich werde die Entwicklung von bcause auf jeden Fall weiter verfolgen.

Autor

  • Miriam Wohlfarth ist Unternehmerin, Aufsichtsrätin und Beirätin. 2009 hat sie das Payment-Unternehmen Ratepay gegründet und war dort bis zum Oktober 2021 Geschäftsführerin. 2020 hat sie das Fintech Banxware mitgegründet und ist dort Co-CEO und GF. Seit 2016 ist Miriam Gesellschafterin bei Payment & Banking. Sie ist außerdem Aufsichtsrätin bei Mercedes-Benz Mobility AG und Freenet AG. Weiterhin engagiert sie sich ehrenamtlich als Gesellschafterin bei Startup Teens e.V., als Beirätin der Programmierschule School 42 und im Kuratoriumsvorsitz des Bundesverband Deutsche Startups.

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