Sprachassistenten haben längst Einzug in viele deutsche Haushalte gehalten und es werden laufend mehr. Sie werden verwendet, um schnelle Informationen zu bekommen, sich an diverse Dinge erinnern zu lassen oder auch um unkompliziert einzukaufen. Werden in Zukunft auch Spenden bevorzugt über Sprachbefehl getätigt? Sind Voice-Donations die nächste Stufe des Online-Fundraisings?

“Alexa, ich möchte 100€ spenden!”

In den USA sind bereits zahlreiche gemeinnützige Organisationen auf den Voice-Donation-Zug aufgesprungen. Zu Beginn des Jahres waren es schon mehr als 330 Non-Profits. Die Erfahrung zeigt, dass Trends aus den USA mit etwas Verzögerung meistens auch in Europa ankommen: Voice Donations sind also sicher auch ein heißes Thema für Non-Profits in Deutschland – vielleicht sogar ein Game Changer im digitalen Fundraising. Das ist auch nicht verwunderlich: Spenden via Sprachassistenten wie Amazon Alexa sind einfach, schnell und unkompliziert für den Spender. Trotzdem stecken die Voice Donations noch in den Kinderschuhen. 

Verbreitung von Sprachassistenten

Eine Studie der Postbank aus 2019 hat ergeben, dass bereits rund jeder dritte Deutsche (32 %) bereits Sprachassistenten nützt. Das ist ein Anstieg von 12 % im Vergleich zum Vorjahr. Es scheint also nicht allzu weit hergeholt, dass diese Technologie früher oder später zu unser aller Alltag gehören wird. Besonders beliebt sind Sprachassistenten bei Familien, doch auch in Single-Haushalten nutzen immerhin noch 23 % einen intelligenten Helfer. Die Hersteller arbeiten auch ständig daran, ihre Produkte laufend zu verbessern – es kommen immer mehr Möglichkeiten und Funktionen hinzu und die Qualität der künstlichen Intelligenz nimmt zu. Außerdem werden die Geräte immer günstiger – die Hürde zum Einstieg in diese neue Technologie wird damit immer kleiner. Streaming-Boxen und SmartTVs haben Sprachassistenten ohnehin schon automatisch mit an Bord. 

Wofür nutzen die Menschen Sprachsteuerung?

Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Splendid Research zeigen, dass Sprachassistenten bislang noch vorwiegend zur Unterhaltung, Information oder für den Alltag genutzt werden: Musik- und Videostreaming, Wetterabfragen, Suchmaschinen-Anfragen, Mediensteuerung und Spiele sind die häufigsten Anwendungsfälle. Auch bei der Alltagsorganisation lassen sich die Nutzer gerne unter die Arme greifen und sich z. B. an die Müllabfuhr-Termine oder Arzt-Termine erinnern. 

Auf die richtigen Skills kommt es an

Ein Sprachassistent muss die Spracheingabe der gewünschten Aktion richtig zuordnen können, damit er nützlich ist. Diese Fähigkeiten werden “Skills” genannt. Je mehr Skills ein Sprachassistent also hat, desto mehr Funktionen hat er und desto umfangreicher einsetzbar ist er. Skills können also z. B. die Fähigkeiten sein, eine Suchmaschinenabfrage zu starten oder auch das Licht eines Smart Homes zu dimmen. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Im Skill-Store entdeckt der Nutzer laufend neue Skills von Drittanbietern. So sind nun auch schon die ersten Skills von Non-Profits erhältlich (Deutsches Rotes Kreuz, Aktion Deutschland Hilft). 

Skills sind vom Nutzer ganz einfach zu installieren – doch natürlich muss erst einmal die Motivation dafür vorhanden sein. Eine Spotify-Skill oder eine Kalender-Skill haben einen direkten offensichtlichen Nutzen, der bei einer reinen Spenden-Skill weniger stark vorhanden ist. Viele Organisationen in den USA setzen daher auf Service und Kreativität: die Skill der “The American Heart Association” antwortet zum Beispiel auf relevante Fragen zu Herzinfarkt, UNICEF spricht mit Ihrer Halloween-Skill den Unterhaltungswunsch von Grusel-Fans an.  

Spenden via Voice-Donation: die Zukunft des Gebens?

More Miles to go: aktuelle Herausforderungen

Wie jede neue Technologie werden auch Voice Donations noch ein wenig Zeit brauchen, um sich durchzusetzen. Vor allem im deutschsprachigen Raum sind noch viele weitere Skills nötig, um die Technik umfassend nutzbar zu machen. Organisationen sind also gut beraten, jetzt schon in die Entwicklung eines eigenen Skills zu investieren – eine kleine Hürde, die derzeit noch viele scheuen. Außerdem benötigen Non-Profits einen Amazon Pay Account, um die Spenden erhalten zu können. Leider ist ein solcher derzeit noch nicht für alle Organisationen erhältlich. 

Auch die Weiterverarbeitung der Spenderdaten stellt noch eine Herausforderung dar. Der Spender will bedankt werden und eine Spendenquittung erhalten. Dafür müssen seine Daten von Amazon Pay und der Alexa Skill an das CRM bzw. die Spendenverwaltung der Organisation weitergegeben werden. Nachdem auch Daueraufträge, also regelmäßige Spenden, über Sprachassistenten abgeschlossen und verändert werden können, braucht es auch hier noch eine Lösung, um die Daten mit Dritt-Systemen zu synchronisieren. 

Eine weitere Herausforderung ist die Entscheidung, auf welchen Sprachassistenten man als Organisation setzen möchte. Neben dem Marktführer Amazon Alexa gibt es nämlich noch viele weitere, die zunehmend an Reichweite und damit an Bedeutung gewinnen: Siri, Bixby, Cortana, Google Assistant u.v.m. Hier gilt es, ähnlich wie bei der Entwicklung von Apps, den richtigen Mix zu finden und Schwerpunkte auf bestimmte Plattformen zu setzen. Neben der Marktdurchdringung sind hier auch die unterschiedlichen technologischen Ansätze der Sprachassistenten zu berücksichtigen.

Großes Potential für Digital Fundraising

Die Statistiken zur Nutzung von Sprachassistenten und die Entwicklung der Technologie in den USA lassen den Schluss zu, dass Voice-Donations zukünftig auch in Europa an Relevanz gewinnen werden. Denn Spender sind auch Konsumenten und lernen die neue Technologie bereits jetzt kennen. Sie kaufen jetzt ihre erste Pizza via Sprachbefehl, bestellen sich Taxis und machen somit erste Erfahrungen mit ihren Sprachassistenten. Wer Voice-Commerce erstmal erlernt, erlebt und lieben gelernt hat, der wird schon bald auch seine erste Sprachspende tätigen. 

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