In unserem monatlichen Überblick kommt hier unsere News-Rückschau für den Juni 2022. Wie immer kommentiert und eingeordnet von den Payment & Banking Experten André Bajorat und Jochen Siegert. Viel Spaß mit dem FinTech News-Rückblick Juni 2022.

Vantik schlittert in die Insolvenz

Das Altersvorsorge-Fintech Vantik ist in die Insolvenz geschlittert. Das Amtsgericht Charlottenburg hat am 31.05.2022 die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet. Der Geschäftsbetrieb soll weitergehen und das Team um Til Klein möchte weitermachen. Grund für die Zahlungsprobleme sei eine überraschend geplatzte Finanzierungsrunde. 

Epay weitet Payment-Lösung für wiederkehrende Zahlungen aus

Das zur Euronet gehörende Unternehmen Epay weitet seine Lösung „Renewal“ auf weitere Märkte und Handelspartner aus. Mit Renewal können Unternehmen ihre digitalen Produkte in ein Abonnementmodell umwandeln und anschließend überall dort, wo Epay akzeptiert wird, verkaufen. Dank einer einzigen Schnittstelle sind die Händler:innen in der Lage, mehrere Abonnements von Marken zu nutzen und aktiv zu vertreiben. In Deutschland ist MediaMarktSaturn einer der neuen Vertriebspartner.

Trade Republic holt sich 250 Mio. Euro und entlässt Mitarbeiter

In einer erweiterten Serie-C-Finanzierung stecken Investoren 250 Mio. Euro in das Berliner Fintech Trade Republic. Die Runde führt der kanadische Pensionsfonds „Ontario Teachers“ an. Auch Bestandsinvestoren haben noch einmal nachgelegt. Die Serie-C des Brokers wurde im vergangenen Jahr gestartet, als sich Trade Republic 740 Mio. Euro sichern konnte. Die Bewertung (Post Money) steigert sich im Vergleich zum Vorjahr nur leicht; sie liegt demnach auf 5 Mrd. Euro. Über gute Nachricht können sich nicht alle freuen, denn auch Trade Republic wird wie andere Startups einen Teil seiner Beschäftigten entlassen. Genaue Zahlen dazu liegen nicht vor. Zuletzt waren rund 700 Menschen dort angestellt.

Apple startet offiziell mit BNPL

Apple steigt in das Segment BNPL ein. Auf seiner hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC stellt der Konzern „Apple Pay Later“ vor. Der Service wird direkt in Apple Pay integriert und ermöglicht es den Nutzer:innen, Zahlungen in vier Raten zu leisten. Und zwar überall, wo Apple Pay akzeptiert wird, also nicht nur bei eigenen Diensten. Zinsen werden durch Apple nicht erhoben. Ob und wann der BNPL-Service auch nach Deutschland kommt, ist nicht bekannt. 

Curve baut Stellen ab

Curve gesellt sich zu den Fintechs, die aus Sorge vor Rezession, Personal abbauen. Betroffen sollen von diesem Schritt etwa 60 bis 70 Mitarbeitende sein. Bei geschätzten 425 Beschäftigten bewegt sich der Stellenabbau in einer ähnlichen Größenordnung wie bei Klarna. 

Getquin sichert sich 15 Mio.

Das Fintech Getquin bietet eine App für Privatanleger:innen, die ihre Portfolios auf dem Smartphone mit anderen Nutzer:innen teilen wollen. 200.000 Personen hat das Fintech nach eigenen Angaben davon bereits überzeugt. Unter Führung von Portage Venture sichert sich das Unternehmen 15 Mio. Dollar im Rahmen einer Serie-A-Runde.

Revolut und Tink kooperieren

Revolut, Anbieter einer Finanz-App für mehr als 18 Mio. Kund:innen, und das Open-Banking-Fintech Tink gehen eine strategische Partnerschaft ein. Im Zuge dessen werden die Nutzer:innen von Revolut mit der „Payment-Initiation-Services-Technologie (PIS) von Tink direkt in der App Geld auf ihr Revolut-Konto überweisen können. 

Fino baut weiteres Standbein auf

Das Fintech Fino möchte sich ein weiteres Standbein im Bereich der E-Rechnung aufbauen. Konkret geht es dabei um eine auf der E-Rechnung basierenden Lösung, die die sogenannte „Mehrwertsteuerlücke“ in Deutschland schließen will. Der EU entgingen im Jahr 2019 Einnahmen von schätzungsweise 134 Mrd. Euro. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Mit einer zentralen und automatisierten Meldestelle, wie sie Fino vorschwebt, könnte das Problem gelöst werden.

Deutsche Bank will in Filialen auf Bargeld verzichten

Lars Stoy, Chef des heimischen Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank, will mittelfristig kein Bargeld mehr am Schalter der Filialen ausgeben lassen. Nach seinen Plänen würde das Institut Bargeld nur noch in einigen großen Zentren anbieten. In den meisten Filialen gibt es Bargeld also nur noch aus dem Automaten. Begründet wird dies mit den Kosten für das Vorhalten der Bargeldbestände.

Kann Ant doch an die Börse gehen?

Knapp eineinhalb Jahre ist es her, seit der geplante Börsengang der Ant Group (die u. a. hinter dem Paymentsystem Alipay steckt) von den chinesischen Behörden unterbunden wurde. Vermutlich auch, um den Gründer des Alibaba-Konzerns, Jack Ma, zu disziplinieren. Unter Berufung auf einen Bericht von Bloomberg leben die Börsenpläne offenbar wieder auf. Demnach befinde sich der Konzern derzeit in frühen Gesprächen mit den chinesischen Finanzaufsehern. 

Celsius verwehrt Zugriff auf Vermögenswerte

Wegen der „extremen Marktbedingungen“ pausiert das Unternehmen Celsius Abhebungen und Überweisungen. Die aktuellen Turbulenzen bei Kryptowährungen setzen die Firma offenbar so massiv unter Druck, dass sie den Kund:innen somit den Zugang zu ihren Geldern verwehrt. Das dürfte auch Auswirkungen auf Fintechs hierzulande haben. So arbeitet Nuri auch mit Celsius zusammen. Das Einfrieren von Konten der Plattform Celsius betrifft auch deutsche Kund:innen. Konkret geht es um das „Bitcoin Ertragskonto“ von Nuri. Das Fintech hat als Vermittler zwischen den Anleger:innen und der Plattform fungiert. Nach eigenen Angaben hat Nuri 500.000 Kund:innen.

Keine Rettung für Celsius?

Das ins Straucheln geratene Fintech Celsius nicht kurz vor einer Rettung durch seine Investoren. Im vergangenen Jahr sammelte Celsius in einer Serie-B-Runde 750 Mio. Dollar ein. Trifft der Bericht zu, ist aktuell keiner der beteiligten Investoren bereit, jetzt noch einmal Geld nachzulegen. Einhellige Meinung soll aktuell sein, dass das Risiko deutlich größer war, als es von den Kapitalgebern eingeschätzt wurde. 

Net schließt Orderbird-Übernahme ab

Wie uns das Unternehmen per Mail mitgeteilt hat, ist die Anfang Mai bekannt gegebene Übernahme von Orderbird durch Nets, Teil der Nexi Group, formell abgeschlossen. Vorderhand ändert sich damit für das Unternehmen und dessen Kund:innen nichts. Der Name bleibt als eigenständige Marke erhalten und auch das Management ist weiter an Bord.

2,8 Mio. Euro für Pile

Das neue Fintech von Ex-Penta Gründerin Jessica Holzbach, Pile, sammelt 2,8 Mio. Euro ein. Anthemis’ und Barclays Female Innovators Lab führen die Pre-Seed-Runde an, an der sich auch Maximilian Tayenthal, Co-CEO von N26, Christian Reber von Pitch und Superlist und Ex-Nationalspieler Mario Götze beteiligen. Pile wird im B2B-Segment aktiv sein. Wenn Neobanken, Startups oder Fintechs ihren Kund:innen Produkte im Defi-Bereich anbieten wollen, will Pile über Standard-APIs der Zulieferer sein. 

BNP Paribas startet mit Fintech ESG-Datenbank

In Zusammenarbeit mit dem dänischen Fintech Matter startet die BNP Paribas Asset Management eine Lösung für ESG-Daten. „SDG Fundamentals“ soll Investoren bei der Analyse von Nachhaltigkeitskriterien unterstützen. Dabei werden mehr als 50.000 Emittenten und ihre Produkte und Dienstleistungen berücksichtigt. 

Upvest sammelt 42. Mio. US-Dollar ein

Berliner B2B-Fintech Upvest sammelt in Series-B 42 Mio. US-Dollar ein. Die Finanzierungsrunde wird vom US-Risikokapitalgeber Bessemer Venture Partners angeführt. Auch Earlybird aus Berlin und der Amsterdamer Risikokapitalgeber ABN Amro Ventures zählen zu den Investoren.

Gut 1,5 Jahre nach Gründung erhält das in Berlin ansässige Fintech gut 1,5 Jahre im Zuge einer Series A-Finanzierungsrunde 20 Millionen US-Dollar. Airbank wurde 2021 von Chris Zemina und Patrick Castro de Neuhaus an den Start gegründet. Die aktuelle Runde wird von Molten Ventures angeführt, ebenso beteiligen sich verschiedene Business Angels an der aktuellen Finanzierungsrunde. In einer Pre-Seed-Runde sammelte das Unternehmen im letzten Jahr 2,5 Mio. Euro Startkapital ein.   

McKinsey sieht deutsche Fintechs abgehängt

Die deutsche Fintech-Landschaft gerät im europäischen Vergleich ins Hintertreffen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von McKinsey, die dem Handelsblatt vorliegt. Die Fintechs aus Deutschland zählten aktuell zwar zu den wertvollsten Finanzdienstleistern überhaupt, doch wachse ihr Rückstand gegenüber Wettbewerbern aus dem europäischen Ausland. Es sei höchste Zeit zum Handeln, werden die Studienautoren zitiert. Die Autoren der Studie sehen vier Faktoren für das schlechte Abschneiden der deutschen Fintechs: die Gründungsquote, die Skalierung, die Finanzierung sowie die Regulierung. 

Spekulationen über Zusammenführung von Girocard und Giropay

So beliebt die Girocard ja am POS auch ist: Online spielt die deutsche Kreditwirtschaft eher eine untergeordnete Rolle. Durch die Hinterlegung der Girocard in das Verfahren Giropay wird die Karte zumindest onlinefähig. Nur ist Giropay gegenüber Paypal bloß ein Leichtgewicht. Wie das Handelsblatt berichtet, soll es bereits seit einiger Zeit Gespräche über den Zusammenschluss der Unternehmen Euro Kartensysteme (EKS), verantwortlich für Girocard, und Paydirekt geben. Ziel wäre die Bündelung der Kräfte und damit der Wunsch, endlich ein stärkeres Gegengewicht zu Paypal zu schaffen. 

Bitpanda entlässt über 200 Beschäftigte

Das Scale-Up Bitpanda bereitet sich jetzt ebenfalls auf eine drohende Rezession vor und entlässt mehr als 200 Beschäftigte. Zuletzt hatte Bitpanda 1.000 Mitarbeitende. In einem Blogposting wird nun von einer Zielgröße von 730 Personen gesprochen. 

Raisin Bank kauft Payment-Sparte von Bankhaus August Lenz

Die Raisin Bank baut ihr Geschäft im Zahlungsverkehr aus und übernimmt vom Bankhaus August Lenz & Co. AG die Sparte „Payment Services“. Mit dem Kauf will die Raisin Bank ihr Angebot an Payment-Leistungen erweitern und deckt nun auch Bargeldlösungen ab. Nach eigener Einschätzung ist der Zukauf für Raisin ein wichtiger strategischer Schritt in Richtung eines Full-Service-Angebots. Zu der neuen Sparte gehören etwa Dienstleistungen beim Betrieb von mehr als 4.500 Geldautomaten in Deutschland. 

590 Mio. für Sumup

Unter Führung von Bain Capital stecken Blackrock, BTOV Partners, Centerbridge, Crestline, Fin Capital und Sentinel Dome Partners 590 Mio. Euro in das Fintech SumUp. Die Bewertungssumme des Fintechs, das für seine kompakten Zahlungsterminals bekannt ist, steigt damit auf 8 Mrd. Euro. Damit schließt SumUp zu N26 auf. Bei der Runde handelt es sich um eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital. Die Gesamtfinanzierung erhöht sich auf insgesamt 1,5 Mrd. Euro.

Allianz stampft Heymoney ein

Die Ankündigung eines Versicherers, eine Multibanking-App entwickeln zu wollen, die noch dazu eine Rundumsicht der Nutzer:innen auf die eigenen Finanzen erlauben sollte, hatte vor knapp drei Jahren für einiges Aufsehen gesorgt. Nun muss die Allianz allerdings mitteilen, dass die Arbeiten an „Heymoney“ in den kommenden Wochen wieder eingestellt werden. Nachdem es in den vergangenen Jahren nicht gelungen sein, die angestrebten Nutzerzahlen zu erreichen, werde die App eingestellt. 

Aareal Bank startet mit Raisin

Die Pressemitteilung von Raisin, die uns via E-Mail erreicht hat, dreht ein paar Schleifen. Zusammengefasst: Die Aareal Bank Gruppe startet auf der Plattform ZinsMarkt. Bereits seit 2017 ist die Deutsche Bank auf Zinsmarkt aktiv. Über die Kooperation mit Raisin und der Deutschen Bank können Kund:innen der Deutschen Bank die Festgeldprodukte der Aareal Bank direkt auf der Plattform abschließen.

iBanFirst übernimmt britischen FX-Trader Cornhill

Der Finanzdienstleister und Spezialist für Fremdwährungstransaktionen iBanFirst übernimmt den in London ansässigen internationalen FX-Dienstleister Cornhill. Ziel ist es damit, das Angebot für kleine und mittlere Unternehmen zu stärken, indem es Überweisungen in britische Pfund erleichtert. Nach Auslaufen des PSP-Abkommen zwischen der EU und Großbritannien werden ab dem kommenden Jahr Spezialdienstleister benötigt. Mit der Übernahme, zu der keine finanziellen Details verraten wurden, sieht sich iBanFirst nun bestens vorbereitet. Die Übernahme muss noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden.

Personlia:

Köppen wechselt von Klarna zu Mollie

Koen Köppen stieg bereits 2011 bei Klarna ein und stieg dort 2017 zum CTO auf. Nun wechselt er zu Mollie, wo er in der gleichen Funktion arbeiten wird. Zu seinen ersten Aufgaben beim neuen Arbeitgeber gehören der Ausbau des Personals und die Erweiterung der Plattform.

Fincraft verstärkt sich mit Andreas Bittner

Fincraft, Anbieter einer Plattform, mit deren Hilfe Anleger:innen ihr persönliches Investitionsprofil definieren können, holt mit Andreas Bittner, Co-Gründer der Solarisbank, einen erfahrenen Fintech-Experten in seinen Aufsichtsrat. Bittner soll Fincraft mit seinem Know-how dabei unterstützen, die weitere Entwicklung der API-zugänglichen Banking-as-a-Service-Plattform voranzutreiben. Der Fokus liegt zunächst auf der Weiterentwicklung und der Markteinführung des Finbroker. Wie uns das Unternehmen in einer E-Mail mitgeteilt hat, tritt auch Prof. Dr. Rainer Lorz, Jurist und Honorarprofessor am Institut für Volkswirtschaftslehre und Recht an der Universität Stuttgart, in den Aufsichtsrat ein und wird dessen Vorsitz übernehmen.

Tuum ernennt neuen CEO

Sergei Anikin wird der neue CEO von Tuum (der ehemaligen Modularbank). Er wechselt vom Unternehmen Pipedrive, Hersteller einer CRM-Plattform. Als CTO sowie zeitweise Co-CEO hat er dieses Unternehmen von 25 Mitarbeitern auf über 900 weltweit mit entwickelt. Wie uns Tuum per Mail mitteilt, tritt Anikin die Nachfolge von Vilve Vene an, die Tuum 2019 mitbegründet hat und jetzt eine beratende Funktion für den CEO übernimmt.

Yapily ernennt neuen CTO

Nach 13 Jahren bei Payoneer wechselt Noam Oren zum Open-Banking-Fintech Yapily, um dort die Position des CTO zu übernehmen. In seinen neuen Aufgabenbereich fällt die Festlegung der langfristigen Plattformstrategie und die Skalierung der Open-Banking-Produkte und Dienstleistungen von Yapily. Oren tritt die Nachfolge von Joao Martins an, der zum Zahlungsverkehrsunternehmen KodyPay wechselt.

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