Die nächsten 8:46 Minuten möchten wir auf ein Problem hinweisen, welches uns alle betrifft. Unsere Branche muss wie jede Branche, wie jedes Unternehmen, wie jede Einzelperson Haltung zeigen, das ist eine menschliche und soziale Verantwortung.


Jeder sollte sich aktuell fragen: Wo stehe ich in dem System? Welche Privilegien habe ich? Und welche Privilegien haben andre nicht?
Rassismus ordnet immer noch unser Denken und Zusammenleben – auch in Deutschland.

Wenn wir eins in den letzten Wochen begriffen haben, dann – wir müssen uns als weiße, privilegierte Menschen endlich unsere Abwehrmechanismen zum Thema Rassismus anschauen. Die Scham und das schlechte Gewissen aushalten und unsere Kartons packen, um endlich aus unserem Happyland auszuziehen. Den Ort verlassen, an dem wir wohnen, bevor wir uns wirklich bewusst mit Rassismus beschäftigen. Und keine Sorge, das heißt nicht, dass wir für den Rest unseres Lebens unhappy sein müssen. Aber es heißt, dass wir uns unangenehmen Hausaufgaben stellen müssen. Eine davon ist es, sich selbst zu fragen welche rassistischen Mechanismen in unseren eigenen Alltag eingezogen sind?

Deswegen hier 20 Empfehlungen, um weniger rassistisch zu sein (entnommen aus der Zeit)

  1. Wenn du Menschen beim Smalltalk fragst, woher sie kommen, und sie antworten München – dann ist das vermutlich einfach so. Frag bitte nicht (sofort) nach ihren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Frag lieber dich: Warum ist dir das so wichtig? Kann das weg?
  2. War nur’n Witz und nicht böse gemeint? Vielleicht für dich. Bei Betroffenen kommt das oft nicht so rüber. Viele verbinden rassistische Witze mit gewaltvollen Erfahrungen. Und ganz ehrlich: Wer Witze auf Kosten ohnehin benachteiligter Menschen macht, ist einfach nicht lustig.
  3. Wenn du miterlebst, dass Menschen rassistisch behandelt werden: Frag die Betroffenen diskret, was du für sie tun kannst. Tu nichts, was Betroffene nicht wollen.
  4. Ein kluger Mensch namens Vernā Myers sagte in einem TED-Talk: „Diversität ist, zu einer Party eingeladen zu werden. Inklusion ist, wenn man gefragt wird, ob man tanzen will.“ Gemeinsames Essen geht auch.
  5. Deine Freunde oder Verwandte machen rassistische Bemerkungen oder sie posten rassistische Inhalte? Du kannst dich ausloggen, andere können es nicht. Überlasse deshalb die Reaktion nicht jenen, die sich ständig damit herumschlagen müssen. Sich immer wehren zu müssen, ist sehr anstrengend.
  6. Wenn du andere Menschen im Kampf gegen Rassismus unterstützen willst, dann geht es um die anderen – nicht um dich.
  7. Die Frage nach Rassismus-Erfahrungen ist sehr persönlich. Viele haben schlechte Erfahrungen in sich vergraben. Respektiere die Tatsache, dass nicht jeder und zu jeder Zeit mit dir darüber sprechen möchte.
  8. Nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund sind Expertinnen für Einwanderung, Integration, Islam oder fremde Länder. Wenn sie offensichtlich keine Ahnung davon haben, dann behandle sie so wie alle Menschen, die keine Ahnung davon haben.
  9. Umgekehrt haben Experten für Migration oder Diskriminierung oft langjährige eigene Erfahrung mit diesen Themen. Wenn du von ihnen lernen willst, hör ihnen zu wie allen Experten oder stelle Fragen. Belehre sie bitte nicht mit privaten Anekdoten.
  10. Wenn du die Möglichkeit hast, jemandem eine Stimme zu geben (in einem Aufsatz, bei einer Veranstaltung), dann suche auch nach Autoren und Sprecherinnen mit Migrationshintergrund. Wenn du selbst absagst, gib eine Empfehlung. Gib dein Rampenlicht an Menschen ab, die wenig gehört werden.
  11. Menschen, die Rassismuserfahrungen gemacht haben und sie anprangern, sind nicht pauschal dumm, hysterisch oder verrückt. Ihre Erfahrungen sind vielleicht kein Allgemeinwissen. Aber sie sind deswegen nicht falsch.
  12. Du findest schwarze Männer oder Asiatinnen besonders heiß? Es gibt eine lange Geschichte der Sexualisierung von Fremden. Betroffene empfinden diese vermeintlich positiven Zuschreibungen manchmal als entwürdigend.
  13. Es gilt grundsätzlich, bei diesem Thema aber umso mehr: Eigne dir das Wissen fremder Leute nicht so an, als wäre es dein eigenes. Wenn du etwas Interessantes gehört oder gelesen hast, zitiere die Urheberin oder den Urheber.
  14. Als Frau oder Ossi machst du ähnliche Erfahrungen wie Migranten? Setze Rassismus nicht mit anderen Diskriminierungsformen wie Sexismus gleich. Manchmal wird es noch komplizierter: Diskriminierungsformen können sich überlappen und verstärken, wenn eine Person mehrfach diskriminiert wird. Manche sind schwarz, weiblich, homosexuell und haben körperliche Einschränkungen – und sind in Ostdeutschland groß geworden.
  15. Es gibt für dich keine Hautfarben, weil alle Menschen gleich sind? Menschen, denen eine dunkle Hautfarbe zugeschrieben wird, machen wegen dieser zugeschriebenen Hautfarbe andere Erfahrungen. Das kann man einfach so akzeptieren.
  16. Wenn dich jemand darauf hinweist, dass eine Bemerkung verletzend war, atme tief durch und zähle im Kopf bis mindestens zehn, am besten bis 100, bevor du zum Gegenangriff übergehst. Vielleicht hat sich der Gegenangriff bis dahin verflüchtigt. Dann hättest du nur einmal verbal verletzt, das reicht.
  17. Fühl dich bei Debatten über Rassismus oder Weiße nicht persönlich angegriffen. Es geht um einen gesellschaftlichen Missstand, nicht um dich.
  18. Trenne die analytische Kritik am Rassismus von deinem individuellen Handeln. Manche Phänomene muss man auch analysieren können, ohne in eine Gut-oder-böse-Diskussion zu verfallen.
  19. Nur weil du niemanden mit Rassismuserfahrungen kennst, heißt das nicht, dass es keinen Rassismus gibt.
  20. Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung.

Wenn du ein Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit setzen willst, benutze den Hashtag #Balcklivesmatter.

Der Hashtag #Blacklivesmatter wird benutzt, um aufzuzeigen, dass Schwarze Personen seit Jahrhunderten benachteiligt werden. #Blacklivesmatter spricht nicht die Wichtigkeit anderer Leben ab oder stellt Schwarzes Leben über das der anderen. Vielmehr möchte der Hashtag auf das Leben Schwarzer Menschen aufmerksam machen, welche in weißen Machtstrukturen unterdrückt werden und weniger wertgeschätzt werden. Es geht nicht um Ausschluss, sondern um Fokussierung.

Wenn man sich mit aller Vehemenz gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Queerphobie etc. stellt, ist man “kein” Aktivisit. Man erkennt einfach demokratische Grundwerte an und hat das deutsche Grundgesetz und das Prinzip von Mitmenschlichkeit verstanden.

Schwarze Vierecke in den Timelines: für die einen eine große globale antisrassistische Aktion, für die anderen pure Heuchelei. Stars und Influencer*innen, die sich sonst vor allem selbst vermarkten, posten ein schwarzes Viereck und denken, damit hätten sie die Welt gerettet. Ich will gar kein Netzaktivismus-Bashing betreiben. Ich glaube auch niedrigschwellige Aktionen haben ihren Wert. Aber wer jetzt denkt, “So, mein Soll ist getan”, der irrt – aber gewaltig. Wir können, wir müssen, weitaus mehr machen, um strukturelle Ungleichheit zu stoppen.

Hier sind drei Vorschläge:

  1. Informieren. Verstehen was Rassismus und strukturelle Ungerechtigkeit bedeuten. Den Mund aufmachen.
  2. Druck auf die Politik ausüben. Diejenigen wählen die konkrete Vorschläge haben, um die Situation für Betroffene zu verbessern.
  3. Geld spenden. An Organisationen die den Betroffenen helfen. Klingt banal, bewirkt aber unglaublich viel.

Wer ein schwarzes Viereck posten kann, der kann auch einiges mehr. Davon bin ich überzeugt. Unsere Meinung. Und eure?

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