Persönliche Erlebnisse mit Banken

Die letzten Geschehnisse rund um die Eröffnung eines neues Girokontos für mich als Freiberufler hat mich sehr nachdenklich in Bezug auf die Banken und Sparkassen in meinem Umfeld gemacht. Wie meiner Vita zu entnehmen ist, verbindet mich eine lange Zeit mit diesen Institutionen und auch heute habe ich noch gern und gute Verbindungen. Gerade deshalb bin ich vielleicht kritischer als andere Kunden – dennoch möchte ich euch einen kleinen Einblick in das geben, was ich in den vergangen Jahren als normaler Kunde von Banken und Sparkassen erlebt habe und zudem Hinweise, was ich mir von einem modernen und mir nahem Institut wünschen würde.
Historie
Sozialisiert in einer Sparkassen-Familie habe auch ich mein erstes Konto bei einer solchen eröffnet und bin der Gruppe bis heute in weiten Teilen treu. Gern wäre ich in allen finanziellen Bereichen treu geblieben, aber das war leider nicht möglich, da mir immer wieder für bestimmte Anforderungen keine passenden Produkte angeboten werden konnten und ich so Angebote des Wettbewerbs nutzen musste.
Cashkonto
Begonnen hat es mit dem ersten Job und der Idee, dass monatliche Einkommen nicht auf dem Girokonto liegen zu lassen, sondern zusätzlich ein Cashkonto zu nutzen, von dem das das Girokonto bei Bedarf gefüllt wird. Da es Ende der 90er kein passendes Angebot meines Instituts gab, musste ich ein weiteres Konto bei einer Direktbank eröffnen. Dieses Cash-Konto nutze ich bis heute, habe aber bis heute nie ein Angebot meiner Hausbank erhalten, obwohl monatlich Gelder auf dieses Konto fliessen.
Depot
Ähnlich war es mit dem ersten Depot. Der neue Markt und der Aktienboom Ende der 90er haben einen Quasi zu einem Depot gezwungen. In der heissen Phase der IPOs etc. hatte mein Institut kein Angebot für mich. So blieb auch hier nur der Wechsel zu einer Direktbank, bei der das Depot auch heute noch liegt. Auch hier bis heute kein Angebot meiner Hausbank die Wertpapiere zu übernehmen.
Kreditkarten
Seit dem ich arbeite bin ich ein starker Nutzer der Kreditkarte. Da ich mein Girokonto noch als Schüler eröffnete und zu dem Zeitpunkt die Kreditkarte noch kein Basis-Bestandteil des Girokontos war, habe ich mit dem Start ins Arbeitsleben eine Kreditkarte gesucht. Da ich damals beruflich viel unterwegs war, gab es ein spannendes Angebot der Lufthansa. Bis heute bin ich der Karte treu, habe aber wie bei Cashkonto und Depot nie ein Angebot meiner Hausbank erhalten.
Vorsorge
Meinen ersten VWL-Vertrag habe ich bei meiner Sparkasse eröffnet – Eigeninitiativ. Mit steigendem Einkommen wollte ich dann mehr als das. Gefunden habe ich einen freien Fondsverwalter, der nun seit mehr als 13 Jahren alle meine Fondsanteile für mich verwaltet. Die monatlichen Lastschriften der Fondsgesellschaften auf meinem Girokonto, haben bis heute zu keinem Anruf meiner Hausbank geführt.
Hauskauf
Auch hier war ich meiner Hausbank mal wieder sehr treu und habe die Finanzierung über sie durchgeführt. Das ging super schnell, einfach und zudem ohne einen einzigen Besuch in der Filiale! Alles per Telefon und Mail und in Windeseile. Was mich dann allerdings überrascht hat, ist dass die Kollegen keinerlei Folgegeschäft aus dem Hauskauf abgeleitet haben. Kein Angebot für Versicherungen, Bausparverträge für Anschlussfinanzierungen etc. Daher habe ich alle meine Versicherungen inzwischen auch bei meinem Fondsverwalter, der im Laufe der Jahre auch Versicherungen dazu genommen hat.
Finanzierung einer Praxis
Inzwischen verheiratet kam dieses Thema auf uns zu. Eine Anfrage bei meiner Hausbank führte zu keinem Angebot. Die Banken der Ärzte und Apotheker freute sich.
Eröffnung eines Geschäftskontos
Meine letzte Erfahrung war der Versuch der Eröffnung eines Girokontos für mich als Selbstständigen. Ein freundlicher Mittler in meiner Hausbank hatte via Facebook von meinem Wunsch gehört und so wurde ich von meiner Hausbank angerufen – vorgelesen wurden mir die Standardkonditionen und Leistungen über die man nicht zu verhandeln bereit war, da man nicht die Gesamtkundenbeziehung betrachten würde, sondern nur das Geschäftskonto. Eröffnet habe ich mein Geschäftskonto bei einer Online-Bank.
Änderungen der Lebenssituation
Generell fällt mir auf, dass meine Hausbank mich nicht wirklich im Blick hat. Auf Änderungen in meiner Lebenssituation reagiert sie nicht – ob Jobwechsel, Hauskauf, Kinder, Eröffnung eines Geschäfts oder Anlage von Geld bei Fremdinstituten. Ich bin durch die Girokontoführung quasi nackt, aber meine Hausbank macht mir kein passendes Angebot. Überrascht war ich zuletzt, als ich aktiv ein Angebot zur vorzeitigen Kreditverlängerung von meiner Hausbank bekam. Ich freute mich über das Angebot und telefonierte zweimal mit der Beraterin. Im zweiten Gespräch gab sie mir Recht, dass eine vorzeitige Verlängerung aus verschiedenen Gründen bei mir keinen Sinn macht – das hätte Sie selber herausfinden können, da die betreffenden Verträge alle bei meiner Hausbank liegen.
Woran liegt es?
Bin ich nicht spannend genug für meine Hausbank? Habe ich den falschen Kundenberater (den ich nicht einmal kenne)? Bin ich ein Einzelfall?
Was ich mir von Banken wünschen würde?
Banken die mich und meine Bedürfnisse verstehen und mich als Kunden in der Gesamtheit betrachtet. Ein Institut das passende Angebote für mich hat und mich in den verschiedenen und sich ändernden Lebensphasen betreut und aktiv berät. Ein Institut das mit mir in die Zukunft schaut und Ideen hat. Ein Institut das mich und mein Business im Blick hat und beobachtet. Das ganze gern zu einem guten aber fairen Preis für beide Seiten. Wozu ich nicht bereit bin, ist einen Premium-Preis zu zahlen, aber eine Standard-Leistung zu bekommen. Ist das zu viel verlangt für die Banken und Sparkassen von heute?

4 Kommentare

[…] als einem Jahr habe – aber ich brauche kein neues Konto und wenn sicher nicht mehr bei der DKB  ————————————————————————— […]

13. April 2012

[…] ein Business Konto eröffnen wollte. Leider passten unsere Vorstellungen da nicht überein. Siehe meinen Erfahrungsbericht in meinem Blog zu dem […]

30. April 2012
Dan

Ehrlich gesagt, empfinde ich es als positiv, dass die Sparkasse Ihre Girokontobewegungen NICHT auswertet, um Ihnen anschließend Angebote zu unterbreiten. Ohne triftigen Grund (und damit meine ich nicht Werbung), sollte kein Bankmitarbeiter die Girokonten der Kunden systematisch durchsuchen.

Sonst könnte man ja auch gleich noch einen Schritt weiter gehen: „Wir haben in Ihren Kontoumsätzen gesehen, dass Sie gekauft haben. Kunden, die gekauft haben, kaufen oft auch . Wenn Sie dieses Produkt bei unter Angabe folgender Referenznummer erwerben, erhalten Sie 5 Euro Rabatt.“

8. Mai 2012

    na ja, da die banken diese analyse aber sowieso machen (zahlungsverkehrsanalyse genannt), würde ich mir einen mehrwert für mich dadurch aber sehr wünschen

    8. Mai 2012
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