Der Sprachassistent der Zukunft von heute

Geräte wie Amazon Echo oder Google Home mit eingebautem Sprachassistenten bilden eine neue Produktkategorie, welche die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren, auf fundamentale Art und Weise verändert. In Zukunft werden klassische Bedienkonzepte auf den Kopf gestellt und es wird sich die Frage stellen, wie Produkte aussehen werden, die ohne Bedienoberfläche auskommen müssen.
 Mobile first war gestern – heute gilt Voice first!
Amazon-Echo-Dot

Mobile First ist tot

Seit vielen Jahren gilt bei der Entwicklung von Produkten der sogenannte „Mobile first“-Ansatz. Gemeint ist die Fokussierung und Ausrichtung auf mobile Endgeräte. Manche Produkte verfolgen sogar einen „Mobile only“-Ansatz, in dem ein Produkt oder Dienst einzig auf dem Smartphone nutzbar ist wie z.B. bei WhatsApp, Instagram oder Snapchat. Heute reicht dieser Ansatz nicht mehr aus und den mobilen Endkunden gibt es nicht mehr. Kunden sind digital und unterscheiden nicht mehr zwischen den Endgeräten. Kunden erwarten eine seamless User Experience, also eine nahtlose Nutzererfahrung, unabhängig von dem Endgerät auf dem sie sich gerade befinden. Die Grenzen zwischen den Geräten verschwimmen und zu Smartphone und Notebook gesellen sich Smartwatches oder Smart-TVs. Ein Unternehmen, welches heute noch auf Mobile first oder Mobile only setzt, vernachlässigt die anderen Kanäle, in denen die Nutzer aktiv unterwegs sind. Alle diese Geräte werden abhängig vom Formfaktor auf unterschiedliche Art und Weise bedient. Ein Smartphone-App erfordert eine andere Bedienphilosphie als eine App für die Smartwatch oder das Smart-TV. Nicht mehr Mobile first, sondern Content first ist dabei treibendes Element: Die Inhalte zuerst, egal auf welchem Gerät. Durch die Einführung digitaler Sprachassistenten werden diese Bedienphilosphien auf den Kopf gestellt. Nicht nur das, sondern auch die Art und Weise wie wir in Zukunft Medien konsumierern oder Einkaufen wird sich mit den neuen Sprachassistenten grundlegend ändern. Mit digitalen Sprachassistenten kommt es zu Voice first und ganz neuen Ansprüche an Produktentwicklung. Die Plattformen Amazon, Google und Apple treiben die Entwicklung von Sprachassistenten voran und bereiten den Einzug von sprachgesteuerten, intelligenten Assistenten in unser Leben vor. Bereits 2011 integrierte Apple erstmals die Sprach­erkennung des übernommenen Startups Siri in sein iPhone 4S. Schon 2012 zog Google nach und bietet inzwischen mit Google Home ein eigenes Gerät für zu Hause. Was sich immer noch wie Science Fiction liest, ist bereits Realität. Alleine bei Amazon arbeiten circa 1.000 Mitarbeiter an der Entwicklung von Alexa und den Echo-Geräten. Wurde Amazon-Chef Jeff Bezos anfangs noch für seine Voice-Strategie belächelt, dürften die Kritiker spätestens seit dem letzten Prime Day im Juli 2016 eines besseren belehrt worden sein. Denn in den USA bot Amazon eine Reihe von besonders günstigen Schnäppchen exklusiv den Kunden an, die über Amazons sprach­gesteuerten Assistenten Alexa bestellten. In Folge ging am gesamten Prime Day jede Sekunde eine Sprachbestellung ein. Im Voice Report 2017 geht man von einem Durchbruch bei dem Verkauf von Voice-First-Geräten wie Amazons Echo mit Sprachassistenten aus: der Abatz soll von circa 6,5 Millionen Geräten im vergangenen Jahr auf über 24,5 Millionen Geräte in diesem Jahr steigen. Ende 2017 wird somit die weltweite Verbreitung schon bei 33 Millionen Voice-First-Geräten liegen.  Mobile first war gestern – heute gilt Voice first!

Kritik ist überkritisch

Sich mit einem Sprachassistenten zu unterhalten mag für viele Nutzer anfänglich undenkbar zu sein. Bei der Diskussion darf man aber nicht vergessen, dass sich genau so viele auch nicht vorstellen können, Snapchat zu nutzen. Neue Technologien werde oftmals überkritisch beurteilt fernab des tatsächlichen Nutzen. Dabei stehen Nutzer dank dem jahrelangen Umgang mit Siri und Co. durchaus positiv gegenüber: Bereits 2015 nutzten 65 Prozent der amerikanischen Smartphone-Nutzer regelmäßig einen Sprachassistenten. Die Spracherkennung funk­tioniert inzwischend weitgehend fehlerfrei und die künstliche Intelligenz wird immer schlauer, um aus gesprochener Syntax komplexe Handlungsbefehle abzuleiten. Schon heute ist es ein leichtes, mit Sprachassistenten wie Amazons Alexa oder Google Home alltägliche Aufgaben auszuführen. Der Preis für dieses Komfort ist den Nutzern allerdings nicht immer bekannt und man kann diese Entwicklung durchaus kritisch betrachten, Sowohl in Hinblick auf Sicherheit als auch aus Gründen des Datenschutzes. Die Analyse der Stimme und Befehle finden nicht lokal statt, sondern auf den jeweiligen Servern der Anbieter solcher Sprachassistenten. Dementsprechend werden natürlich Nutzerdaten gesammelt, die sich die Konzerne wiederrum zu nutze machen – der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Man stelle sich einfach mal vor, dass Alexa weiß, was alles so zu Hause passiert, und Amazon dann auf Grundlage dessen neue Angebote unterbreitet. Ganz nach dem Motto, “ich weiß was Du letzten Sommer getan hast”. Mit Nutzung solcher Sprachassistenten macht sich der Nutzer zu einem völlig gläsernen Kunden. Ob das den Nutzen rechtfertigt, muss schlussendlich jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit

Sprachassistenten werden uns in Zukunft immer häufiger begegnen und die großen Plattformen wie Google, Amazon und Apple werden das Thema immer weiter voran treiben. Unternehmen, die heute digitale Lösungen anbieten tun sich gut daran, sich mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen. Im Moment mag der Markt für solche Lösungen überschaubar sein, aber das wird sich schnell ändern. In den USA ist man schon deutlich weiter und selbst Banken setzen immer häufiger auf digitale Assistenten wie Alexa oder bauen eigene Lösungen wie es zum Beispiel die Bank of America mit Erica getan hat.
  Im Original erschienen bei mobilbranche.de
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